Samstag, 31. März 2007
Doppelter Windsor
40jährige Jubiläen gibt's ja nicht oft, sondern nur alle vierzig Jahre. Bei Dienstjubiläen ist die Gefahr, daß sich die 40 wiederholt noch geringer - obwohl eine bunte Gazette gestern oder vorgestern titelte, daß wir alle bald 120 würden, oder so ähnlich, also ganz aus der Welt ist das nicht, mit der Wiederholung.

Nun findet also morgen an meiner ehemaligen Stätte des Wirkens eine Matinée mit offenem Ende statt, "ganz kleiner Bahnhof", nur 50 handverlesene Gäste, die auch wirklich etwas mit diesem hart arbeitenden "Jubilator" verbindet, und ich wurde mithandeverlesen, mit dem ausdrücklich erbetenen Ungatten.

Als der Ungatte "Anzug und Krawatte" hörte, bahnten sich schon vor drei Wochen für den morgigen Vormittag gewaltige Bauchschmerzen an, und die ersten Tage dachte er, ich mache Witze bezüglich der Kleiderordnung.
Als nächstes stellte er fest, daß der letzte traurige Anlass, zu dem er einen Anzug gebraucht hatte, schon Konfektionsgrößen her war, da war er nämlich "stabiler", und außerdem trägt man keine auberginefarbenen Fräckchen zu sowas, es sei denn, man will den Aufenthalt gestalten, indem man den Knallschnaps oder die Amusegeulchen herumreicht.
Eine Krawatte besitzt der Mensch auch nicht, dafür einen Propeller, der glücklicherweise gar nicht erst gesucht wird.

Also habe ich ihn letzte Woche zum Herrenausstatter geschleift. Es gibt nur einen nennenswerten, den, bei dem schon mein Herr Großpapa die Kittel bezog, und alles andere ist Zeitverschwendung.
Der Ungatte wollte das nicht glauben, ihm schwante schon eine (Tor-)Tour-de-Herrenabteilung und er wähnte sich schon genötigt nach gescheiterten Versuchen bis Mannheim fahren zu müssen.
Ich redete ihm gut zu, denn schließlich habe ich den Unschwager vor zwei Jahren auch Ratzfatz bei dem Herrenausstatter dreiteilig ausgestattet, als der so eine dreitägige Achgottsindwirwichtiggeschichte in Berlin zu absolvieren hatte.
Und wir kamen, und in der Ungattengröße gab's nur einen kompletten dunklen Anzug, mehr brauchte es aber auch gar nicht, denn der sitzt wie angegossen, und wenn sie noch zehn andere gehabt hätten, hätte ich trotzdem für den plädiert. Und nicht ein Fitzelchen ist zu kurz oder zu weit oder zu lang, der Mann ist sowas von durch und durch Konfektionsgröße 46, wie ich mal durch und durch 34 war (bis irgendwelche Schlaumeier die Größe 32 erfunden haben, denn seit es 32 gibt, sind die Teile, in denen 34 steht, plötzlich so groß, wie früher die Teile, in denen 36 oder 38 stand).

Den richtigen Schlips hatte ich auch mit einem Griff, wir haben zwar hinterher noch ca. 45 andere ausprobiert, aber der erste war der beste.
Und der Ungatte sieht zum schmelzen aus, in dem Anzug - schade, daß er keine Anzüge mag, denn diese Sorte Karneval mach' ich von Zeit zu Zeit ganz gerne mit - wahrscheinlich ist das meine dramatische Ader, die da durchbricht.
Aber ich gerate ins Faseln...

Wir brauchen also morgen diesen Schlips um den Hals vom Ungatten.
Wie gesagt, von uns beiden bin ich der Schlipsträger. Leider habe ich die Angewohnheit, meine Krawatten mit einfachem Windsor zu binden, das sitzt der Knoten dann halt leicht schief, ist aber dafür klein. Der Ungatte kann das gleich gar nicht, und jetzt hab' ich mir den Doppelknoten nochmal vom Herrenausstatter zeigen lassen und hoffe, daß ich den morgen hinbekomme. Wenn nicht, muß er mit "einfachem" gehen.

Was mich betrifft, so weiß ich tatsächlich jetzt schon, was ich anzuziehen gedenke: Da hab' ich morgen dann besser Gelegenheit, mir wie üblich alles noch dreimal anders zu überlegen. Was mich dann in Zeitnot bringt. Weshalb ich immer zu spät komme. Und mir Notlügen ausdenken muß, über den Straßenverkehr.
Das ist sehr praktisch. Denn früher wohnte ich sowas von zentral, daß ich immer überall zu Fuß hinging, und da hilft es nicht, wenn man Baustellen erfindet. Eigentlich weiß sowieso jeder, der mich kennt, daß bei mir immer alles auf den letzten Drücker passiert. Ich sollte also gelassener sein - zumal man mir Besserung attestiert hat.

Obwohl ich zwar das Haus niemalsnicht ungeschminkt verlasse (vor allem und wenn's "nur" zum Bäcker ist, einzige Ausnahme: Zum Holzmachen, in den Wald), benutze ich nie bunten Fingernagellack. Also im Sommer, auf die Füsse schon mal. Aber nicht auf die Hände.
Leider habe ich nun alles andere als "tolle" Fingernägel, die meinen spalten sich nämlich in Schichten. Und da ist mir neulich zwischen die Nagelschichten von der Flüssigkeit mit dem Bremsstaub drin geflossen, als ich die Winterreifen saubergemacht habe. Und jetzt sehen die Nägel etwas schmutzig aus, ein bisschen sieht man's noch, und weil ich teilweise die obere Schicht Nagel abgepfriemelt habe, um den Dreck da rauszubekommen, sind die Nägel (zumindest neun davon) jetzt irgendwie...hm..."zerfleddert".
Also hab' ich mir heute einen bunten Nagellack gekauft, in der Hoffnung, daß das dann nicht so auffällt, denn ich kann ja mit solchen Flossen nicht in die Häppchen fassen - die Leute wissen ja nicht, daß das Bremsstaub ist, und wenn man es ihnen sagen würde, dann könnten sie nichts damit anfangen, weil das nämlich lauter Dichter, Denker, Mimen, Anwälte, Tänzerinnen, Maler und Photographen aus der Stadt sind, die kennen Anouilh, aber keinen Bremsstaub (weshalb der Ungatte nicht ganz zu Unrecht fürchtet, daß man da morgen kein vernünftiges Gespräch führen kann, denn der Ungatte kennt wiederum Anouilh nicht...)

Jedenfalls hab' ich die Pauline in der Drogerie mit so tollen Ansagen wie "ich suche einen bunten Nagellack, deckend" und "ja, schon bunt, aber nicht zuuu bunt" und "ja, rot geht auch, aber bitte nicht so ein nuttiges" genervt. Die war so glücklich, daß sie mich wieder loswurde, daß sie mir gleich drei so Probetütchen extra mit in die Tüte geschmissen hat.
Und nachdem ich mir heute früh schon die Haare gekurt habe (Ich hab' die Haare schön, ich hab' die Haare schön...), steht jetzt nur noch das Nägellackieren an.

Und dann gibt's noch die Schuhfrage.
Fünf Paar haben es in die engere Auswahl geschafft, ich bin stolz auf mich, sonst bleiben immer mindestens acht Paar übrig.

Da:



und es zeichnet sich bereits ab, daß es wohl diese



werden, denn diese



finde ich fast etwas zu gewagt und eher was für den Abend, und der Ungatte mag die Fellwapuschel nicht, während diese



zwar optimal aussehen und für den Anlass gerade recht wären, bloß, die drücken etwas, das ist also nicht wirklich was, für 'ne Stehparty..., und diese



wäre zwar optisch und bequemlich meine Favoriten, aber leider überrage ich in denen den Ungatten.

Ich kann's mir ja heute Nacht noch paarmal hin und her überlegen.


Kostümzwang
... guten Rat geben

 
also, erst einmal viel Spaß beim Feiern und jubilieren ... und dann frage ich mich doch sehr, wie sich gerade das Kettensägenmassaker, der Traktor und diese Schühchen vereinbaren lassen oder der Herr Peter Silie, mit dem Sie ja auch gerne kokettieren ... ach, bin richtig gespannt und neugierig ... sähe ich Sie in natura, müßte ich mir wohl alle gemachten Bilder von Ihnen über den Haufen schmeißen, hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass Sie immer geschminkt sind :-) :-)
Apropos Schminken und Lack: da empfehle ich doch noch den glättenden Unterlack und den gläzenden Überlack, um die Nägel zu pflegen ud am Abend noch mehr zu erstrahlen ... vielleicht sollten Sie dann doch in die Puschelschühchen steigen ... meinen Segen haben Sie :-)))

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Frau Petersilie in voller Kriegsbemalung-was würd ich dafür geben...Beim Thema schuhe muß ich dem Ungatten beipflichten-Fellbömmel sind nicht so mein Stil.(Schleifchen allerdings auch nicht).Ich plädiere für die Schühchen ganz außen mit den Riemen.
Wie auch immer, viel Spass beim Smalltalk(es soll ja auch Intellektuelle geben, mit denen man sich über Traktoren oder ähnliches unterhalten kann)-hoffentlich gibts wenigstens leckere Häppchen...

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@Gutemine
sähe ich Sie in natura, müßte ich mir wohl alle gemachten Bilder von Ihnen über den Haufen schmeißen, hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass Sie immer geschminkt sind :-) :-)

Wahrscheinlich wären Sie maßlos enttäuscht: So ungefähr wie Nicole Kidman, nur viel kleiner, halt nicht blond und überhaupt ganz anders (eher wie... Katherine Hepburn, nee, auch nich',... schade eigentlich..., also die Größe eher wie Humphrey Bogart, aber ohne so'n Kalbskopf), dafür mit Kettensäge - ach, Sie wissen schon, ist doch nicht so einfach, wie ich dachte...
Übrigens hab' ich mir heute voller Wonne wieder dieses Rot von den Fingern gepfuhlt. Ist nicht wirklich mein Ding. Naja, kann ja noch werden.

@Salbeitee:
Also die Bemalung war gar nicht mehr "Kriegs-" als sonst, und keine Puschelschuhe, dafür die leicht engen, die mit dem Lackplateau und dem Lackabsatz.
Die, die Du favorisiert hattest, kamen gar nicht in die engere Auswahl, weil die einen Absatz 3x3cm haben (mit denen steht man auch bei Seegang und 1,6 Promille fest auf dem Boden - wenn einen die Klotzoptik nicht stört...)

Jedenfalls hab' ich mir einen Blase gestanden. Unter dem Hühnerauge. Jede Stehparty hat ihren Preis.

Die Gespräche waren teilweise furchtbar seicht, aber nett und harmlos. Erstaunlich, wie wenig man mit zahllosen Worten zu sagen vermag!
Und die Häppchen waren ein Buffet, mit viel rotem Fleisch, sehr gelungen, es hätte sogar was Warmes gegeben - wenn ich gewollt hätte.

Dafür hat man mich zweimal gefragt, wie ich das mache, so schlank zu sein (???), dabei hab' ich noch nie mehr als im Moment gewogen. Vielleicht sollte ich prinzipiell "mehr Bein zeigen..."?!

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