Donnerstag, 25. November 2010
Kätzelswarm
Da wär' er nun, der erste Schnee, pünktlich zum Aufziehen der Winterreifen.
Der treue Tageskater scheut weder die Minusgrade noch die spiegelglatte Kupferabdeckung der Gartenmauer - pünktlich um 6 Uhr 24 steht er vor dem Wintergartenfenster.

Also lass' ich ihn zum Aufwärmen in die Garage.
Ein bisschen frisst er was, aber hauptsächlich kam er heute wohl zum Kuscheln. Also geschwind noch ein paar Streicheleinheiten - weg ist er.
Zehn Minuten nachdem er davongemoppert ist, steht er schon wieder da. Ich biete ihm also noch etwas Trockenfutter an, das will er aber nicht, er will nur nicht wieder 'raus.

Ich verweise ihn der Autoschlafstatt, muss ihn aber unsanft 'rausschubsen.
Eine Minute später geht ein wahrer Schneesturm los, und sofort packt mich das schlechte Gewissen: Wie kann ich Unmensch nur in aller Ruhe im Warmen sitzen und blogs lesen wollen, während Herr J. sich den Pelz gefrieren lässt?

Also Jägerjacke an, wieder in die Garage, er hört auch gleich das Schneppern des Türriegels und kommt - drei Grundstücke in 20 Sekunden nehmend - angesaust; offenbar war er tatsächlich nur einen sprichwörtlichen Katzensprung entfernt.

In der Garage wird der Klappstuhl aufgestellt, auf dem ich in alter Wintertradition Platz nehme.
Herr J. nimmt Platz auf meinem Schoß, lässt sich ausgiebig mit dem Garagenhandtuch das antauenden Fell frottieren, brummt wie ein Diesel und schläft selig schnurrend eine Runde.

Ihm wird's kätzelswarm und mir auch, vor allem um's Herz.

Soviel Lebenszeit muss sein.

Schmeils Tierkunde
... guten Rat geben

 
Amen.

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Warum darf denn der arme Kerl nicht einfach ins Haus, und Sie müssen statt dessen in die Garage?

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Weil der "arme Kerl" leider die gute alte Frau F. derart tatzt und scheucht, dass sie sich wochenlang nicht mehr ins Erdgeschoss traut (und da sind mal Wohnzimmer, Küche, Wintergarten usw., also alle wichtigen Räume), und weil sie vor lauter Ohgottohgott dann anfängt im oberen Stockwerk alles anzupinkeln.
Kann ich nicht brauchen, sowas.

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Oh je.

Ja, wenn der Kater so ein Terror-Macho ist, dann ist das verständlich, daß er strikt auf die Garage beschränkt bleibt.

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...Zeichen und Wunder
Heute haben sie geknutscht.
Also so Katzenschnutschereien eben, Nase an Nase und all so'n Zeug.
Durch einen Türspalt hindurch.
Herr Jocki in der maifrischen Garage, Frau F. im Hausflur, mit Fußbodenheizung unter den Radiergummis - sehr bezeichnend.

Keiner hat geknurrt, keiner hat gefaucht, keiner hat den Schwanz geplüscht oder die Ohren angelegt.
Das ging glatte zehn Sekunden gut.

Aber wie Kerle von Jockis Schlag nun mal sind, sind die mit wenig nicht gut zufrieden: Also steckte er seinen dicken Pumafuß durch den Türspalt, um die Tür aufzudrücken. ("Was geht, oder geht nix?!")

Weil ich dagegen gehalten habe, hat die Tür nicht nachgegeben. Also dachte Herr J. er versucht's mal mit wildem Fuchteln und Rudern.
Schade, dass Frau F. das Gesicht im Weg hatte.
Ist nix passiert, aber sie hat sich jetzt wohl entschlossen vorläufig lieber doch wieder etwas Angst vor Herrn J. zu haben, also ist sie mal geflohen, aber nicht so richtig ins Obergeschoss, sondern nur drei Stufen hoch - das muss reichen.

Darauf ging der Eiserne Vorhang die Stahltür wieder zu.

Selber Schuld, wenn man so'n Grobklotz ist.

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Ich glaube, das ist bei Katern tendenziell so. Das Katzerl von oben, im alten Haus, hielt meinen jungen Lucifer auch für einen unerträglichen Jungork, so die Sorte mit tiefergelegtem Hosenboden?

Man traf sich gelegentlich im Treppenhaus, aber die Abneigung dagegen, sich mit so einem unreifen Vollpfosten abgeben zu müssen, war der kleinen getigerten Dame sehr deutlich anzumerken.

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Die Interessen scheinen da auch geschlechtsspezifisch stark zu divergieren: Während cat-women in fremder Umgebung oft erstmal checken: "Wie und wo komm' ich hier am schnellsten wieder 'raus, wenn's brenzlig wird?", rennen cat-men gerne mal blind in's Verderben, um hinterher kugelrunde Augen zu machen, frei nach dem Motto: "Oh Sch***e - und jetzt?!"

Der Ungatte hat Herrn J. in letzter Zeit schon ab und zu mal durch's Haus geführt, hatte ihn dabei aber stets auf dem Arm.

Frau F., in so einem Fall, hätte mal den Boden gescannt, nach Schlupflöchern, in denen man sich verstecken kann, so "der böse Katzenfeind" kommen sollte, denn man frau weiß ja nie...

Herr J. hatte nur Augen für die Höhen unseres Mobiliars.
Die Einbauküche hatte es ihm besonders angetan, denn die reicht nur bis 20cm unter die Decke in der Küche, und DA wollte er gerne hoch und da oben herummarschieren, in diesem prächtigen Raubtierwehrgang zwischen Decke und Küchenkranz - bar jeglicher Überlegung, wie er da jemals wieder 'runter kommt.

Nun sind wir - respektive der Ungatte - aber durchaus lernfähige Dosenöffner, denn Herr H. (von dem Frau F. die Witwe ist) hatte mal die selbe prickelnde Idee, nur, dass der Ungatte dem Kater damals auch noch dort hochgeholfen hatte. (Männer...!)

Und da stand er dann, Herr H., in luftigen 225cm Höhe, maunzte, und stellte bestürzt fest, dass es zu der nächsten Arbeitsplatte auch mal 150cm senkrecht 'runter geht, und da eigentlich auch nicht wirklich viel Platz zum Landen ist (wegen Frau Petersilie stellt gern alles voll und so).
Freiräumen hätte auch nichts gebracht, denn irgendwo muss sich ein Katz', da wo's senkrecht 'runter geht, ja auch mal abstützen, und auf Holzflächen machen sich solche Aktionen wegen Kratzspuren in der gebeizten Oberfläche auch eher minder gut.
Ende vom Lied: Der Ungatte steht auf der Leiter, "rettet" den protestierenden Herrn H., der wild strampelt, und Frau Petersilie steht auf'm Küchenstuhl, um ihm das tobende Bündel abzunehmen.

Die Kratzer, vor der wir die Einbauküche bewahrt haben, hatten wir dann in den Unterarmen, was vom Gesichtspunkt der Vonselbstheilung des menschlichen Körpers ein klarer Vorteil war und sich bis heute als damals richtige Entscheidung bewahrheitet hat.

Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass dieser Abschlusskranz der Einbauküche bis zu Herrn H.s Todestag niemals seine Faszination eingebüsst hat.

So sind eben Kater.

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Oh ja. Sowohl Lucifer als auch Mephi sind in ihrer jeweiligen Jugend immer mit großem Vergnügen aufs Bücherregal gekrabbelt. Lucifer hatte dann irgendwann seinen Sportunfall und ließ es dann bleiben. Mephisto ist irgendwann nicht mehr hochgekommen; das war allerdings schon in der neuen Bleibe, wo die Konfiguration etwas anders ist.

Ich bin aber auch irgendwie ganz zufrieden mit meinen Katern. Sie sind doch vielleicht eine Spur simpler gestrickt als Katzendamen.

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