Dienstag, 30. November 2010
Im Bunde mit Bofrost
Heute mittag steh' ich an der Abschlusstüre und konferiere mit dem netten Tiefkühlmann.
Herr J. hat mich wohl gehört, kam um das Grundstück 'rum zur Abschlusstüre (er kommt sonst von der Gartenseite, nicht von der Straßenseite) und nutzte die Gunst der Stunde: "Aha - ! Tagesdosenöffner beschäftigt, Haustür sperrangelweit offen - - Bahn frei für den Kater!"
Überflüssig Ihnen mitzuteilen, dass ich förmlich über den Haufen gerannt wurde, oder?

(Ein Gutes hatte es - da Frau F. immer so vorwitzig ist, wenn der Frostmann kommt, die Tür dann eben straßenwärts weit offen steht und ich dann keine Zeit und Hände frei habe, die Katze aus dem Vorgarten zu fischen mache ich immer alle Türen der angrenzenden Zimmer zum Hausflur zu - Frau F. konnte uns also nicht auch noch dazwischenkommen.

Während Mr.Freeze mir also noch die Scholle der Woche und irgendein Edelstahlschüsselset für sagenhafte 40 Flocken anpries, rief Herr J. mal kurz durch die geschlossene Glastüre (also so 'ne Türe die wirklich ganz aus Glas ist, ohne Rahmen, und wo Kater bis zum Boden wirklich ALLES überblicken können) nach Frau F., so in etwa: "Darling - ich bin in Deinem Zuhause zu Hause, bleib wo Du bi-hist!", die gottseidank diesen Terrorakt im Wintergarten verschlief und ob ihrer senilen Taubheit auch nicht aufwachte.

Mr. Freeze hatte immer neue Dinge auf Lager, und während er mir die gesamte Vielfalt der Welt des schockgefrosteten Gemüses offenbarte, machte sich Herr J. mal ganz gemütlich ins Obergeschoss auf - dorthin, in die nebulösen Sphären, wohin er Frau F. bisher immer nur der Richtung nach flüchten sah.

Mittlerweile waren der Tiefkühlmann und ich handelseinig, und ich konnte wenigstens mal die Haustüre wieder zumachen (hatte ich schon erwähnt, dass es bei dieser Witterung zeitweise ganz schön kalt ins Haus 'rein zieht?).

Nun war ich in einer Zwickmühle: Das Gemüse stand in einem Einkaufskorb auf dem Boden und wurde von unten fußbodengeheizt, der Kater tummelte sich unbeaufsichtigt im Obergeschoss, der Backofen mit dem Fisch drin piepte, die Kartoffeln standen kochend auf dem Herd.

Plan A: Kater in die Garage sperren, Gemüse versogen, und dann: ... das Mittagessen.
Ach halt! Geht ja gar nicht, denn wenn der Ungatte jeden Moment von der Arbeit kommt und in die Garage fährt, dann überfährt er vielleicht Herrn J., der ihm vielleicht ins Auto 'reinrennt, weil er zum Garten nicht 'raus kann, weil ja die Tür zum Garten zu ist, weil es ja kalt ist.

Also Plan B: Kater schnappen, in den Garten bugsieren, Garage zu, Gemüse in den Keller (da steht die Kühltruhe), und dann: ...das Mittagessen.

Schritt eins zog sich etwas in die Länge, da der Kater trotz stattlichem Kampfgewicht sich erstmal unsichtbar gemacht hatte. Ich musste in alle Zimmer dreimal 'reinlaufen, bis ich ihn entdeckte - und seltsam - das muss an der Immobilie liegen - ich rief und rief, und plötzlich war der Kater genauso taub wie Frau F. ...
Das Rausbugsieren ging dann schon schneller, gleichzeitig klingelte auch noch das Telefon, ich also an den Apparat, und während des Telefonats kam auch noch der DHL-Ork ("...so erstamal untaschreiba hirrr!") an die Haustüre.

In diesem Kuddelmuddel sah ich das Gemüse schon so langsam vor meinem geistigen Auge dahinschmelzen und dachte während hirrr-untaschreiba "...da war doch noch was? Ach ja, ...das Mittagessen!"

Mit einem Charme, der seinem eigenen glich, wurde ich den DHL-Ork los, wimmelte den Telefonator am Ende der Strippe ab und konnte nun endlich das Gemüse vor unheilbarem Gefrierbrand retten.
Denkste.
Man kann so 'ne Bestellung ja planen, wie man will, zum Schluss passt doch nie alles in die Truhe, obwohl man echt nur ganz wenig und das Allernötigste gekauft hat.

Also eine Runde Gefrierschrank-Tetris, ich hasse das ja, weil man a.) immer so saukalte Hände davon kriegt, b.) zwischendurch nicht mal mehr das in die Truhe passt, was gerade eben noch alles drin war und c.) nach ein paar Sekunden so ein fieses Gepiepe losgeht, weil die Truhe meint, sie steht schon zu lange offen.
Das Gepiepe ist das Fieseste von allem, weil das immer klingt wie das Gepiepe von den Zeitzündern in so schlechten Action-Filmen, in denen vorzugsweise Jean-Claude VanDamme, Steven Seagal oder Dolph Lundgren den netten Helden von nebenan geben. Dieses Scheißgepiepe erzeugt bei mir eine Art Stress, unter dessen Einwirkung ich die Tiefkühltruhe gleich erst recht nicht platzsparend einräumen kann, und deshalb stand ich dann auch laut fluchend und schimpfend im Keller – und ja, ich weiß, dass es nicht bringt, eine Gefriertruhe anzubrüllen.
Und dann hatte ich im Hinterkopf, dass da irgendwie noch was war…ach ja…das Mittagessen!

Als ich endlich aus den Tiefen des Kellers das Tageslicht wieder erklommen hatte, hatte sich der Backofen gnädigerweise selbst abgestellt, der Salat sich leider immer noch nicht selbst geputzt, dafür waren die Kartoffeln von ganz alleine übergekocht, das Kochfeld schwamm in Salzwasser, und es stank bestialisch nach Kartoffelwasser-hat-sich-in-Ceranfeld-eingebrannt.

(Was ich ja außer Gefrierschrank-Tetris auch hasse, ist eingebranntes-Ceranfeld-Schrubben.)

So, das waren die ereignisreichsten 20 Minuten meines Vormittags, und was sag’ ich Ihnen? Man lernt nie aus.

Seit heute weiß ich: Bofrost steht auch auf Jockis Gehaltsliste.

Schmeils Tierkunde
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