Montag, 29. Oktober 2007
Herrgott, Gröhleeimer!
Mein Landfunk hat mich jetzt eine komplette Woche oder vielleicht sogar noch länger gequält, und zwar mittels des oben genannten Träller-und-Tränendrüsenbarden.

Nicht, dass mir der nicht schon von jeher eher auf die blankliegenden Landei-Nerven, vor allem den Hörnerv, gegangen wäre, aber nun gab's auch noch ein sogenanntes"Gewinnspiel", das ich mal kurz für alle, die sich außerhalb des Sendegebiets des Landfunks befinden, erläutern möchte:

Alle Stunde, oder so, sprach, sang oder knödelte Deutschlands beliebtester (wie heißt das eigentlich beim Mann? Bei Frauen nennt man das Diseuse, wenn sie nicht singen kann und dann halt zur Musik schwätzt, und dann so tut, als ob sie absichtlich bloß schwätzt, weil sie gerade keine Lust hat, zu singen und ihr Untalent (oder ihren künstlichen Kehlkopf) somit zur Kunstform erhebt...), also Deutschlands beliebtester Diseuserich über den Äther - aber damit nicht genug!
Nun sollte der Hörer auch noch beim Landfunk anrufen, sobald er den Musikus reden, "singen" oder knödeln hörte, und dann bekam er zur Strafe eine Konzertkarte, für einen Abend, wo's den ganzen Abend überhaupt nichts anderes zu hören gibt, als Deutschlands beliebtesten Diseuserich.

Ich habe bisher nicht verstanden, wo jetzt genau der Gewinn bei dem Gewinnspiel besteht, aber ich habe verstanden, dass man im betreffenden Zeitraum auf keinen Fall(!!!) beim Landfunk anrufen darf.
Das ist ja auch gar nicht so schwer, obwohl es einem schwer gemacht wurde, denn alle Ritt' kam eben wieder dieser Gehirnwäsche-Trailer, wo Deutschlands beliebtester Diseuserich diseusiert und dann sagt ein Herr Landfunk:" Immer wenn Sie den Dingsbums hören, ob er singt, spricht oder knödelt, rufen Sie folgende Nummer an [nummernummernummer], und gewinnen Sie einen Abend, an dem Deutschlands beliebtester Diseuserich den ganzen Abend singt, spricht, knödelt und diseusiert!", und Sie werden mir zustimmen: Das ist ein ganz schön schwieriges Spiel, bei dem man hundertfach am Tag gesagt bekommt, dass man die Nummer [nummernummernummer] anrufen muss, wo man in Wirklichkeit nicht anrufen darf, weil das Anrufen bestraft wird, aber um es mal vorweg zu nehmen: Ich habe trotzdem gewonnen, weil ich der [nummernummernummer] nicht erlegen bin.

Nun werden Sie sagen: "Was regt sie sich dann auf, die Petersilie, wo sie doch gewonnen hat?"

Was ich mich aufrege?
Also normalerweise schalt' ich ja bei Deutschlands beliebtester Diseuserich sofort auf einen anderen Sender, aber machen Sie das mal, wenn alle Nase lang das Diseuserich-Jingle läuft und alle Stunde Deutschlands beliebtester Diseuserich singt, spricht, knödelt oder diseusiert!

[Und dann wohn' ich ja auf dem Land, da gibt's sooo viele Landfünke gar nicht zur Auswahl.]

Also hab' ich, gezwungenermaßen, jetzt mich mehr als mir lieb war mit Deutschlands beliebtestem Diseuserich auseinandergesetzt, und da ist mir was aufgefallen.

Nämlich: Der erzählt nichts besonders Schlaues, der kann nicht gut singen, als Schauspieler haut er einen auch nicht gerade aus den Socken, der sieht nicht mal umwerfend aus.

MENSCH, dachte ich, das kann ich auch!
Ich bestell mir bei Otto eine schwarze Hose, ein schwarzes T-Shirt und ein Tweed-Jackett, das nicht besonders gut sitzen muss, und per Express bringt das der Herpes-Versand quasi über Nacht, also kann ich schon morgen mit der Karriere anfangen.
Dann braucht man noch einen halben Mohrenkopf, den man aber nicht verzehrt (also 'runterschluckt), sondern den man mit der Zunge kontinuierlich gegen den Gaumen drückt - und das beim Reden, "Singen" und Diseusieren - das nasale Knödeln ergibt sich durch diese Technik ganz automatisch.

"Jaaaaa", sagte meine Nachbarin, "aber dem seine Texte!!! Die sind ja total unnachahmlich!"

Also fing ich an, mir diese unnachahmlichen Texte anzuhören, Gelegenheit hatte ich ja unfreiwillig genug dazu, und musste mich schon nach kurzer Zeit fragen: "Woher hat der diese unnachahmlichen Texte?!"

Häufige Gäste dieses blogs kennen mich ja nun als Person, die immer geneigt ist, den Dingen in der Welt auf den Grund zu gehen, und so war es auch diesmal.

Einen tieferen Sinn ergeben diese unnachahmlichen Texte ja eigentlich nicht, aber man will ja auch beim Zauberer wissen, wie der Trick funktioniert, also macht sich man mal auf die Suche nach der Quelle.
Denn kennt man die Quelle, ist ja oft alles ganz einfach, und dann auch zu verstehen.

Und nach intensivem Zwangshören von den unnachahmlichen Texten von Deutschlands beliebtestem Diseuserich konnte ich nun tatsächlich mehrere Quellen ausfindig machen, und falls Sie auch kein besonderes Talent haben und optisch eher im mittleren Siebtel oder drunter rangieren, und falls Sie trotzdem eine Showbiz-Karriere anstreben, dann möchte ich Ihnen die Quellen nicht vorenthalten, denn es ist wirklich alles ganz einfach.

Quelle 1:
Sie brauchen eine anderthalb-Liter-Flasche Rotwein, vorzugsweise einen echten Fusel, am besten was, auf dem sowas wie Mädchentraube oder Edelvernatsch draufsteht. Jedenfalls sollte das Produkt aus Österreich, oder noch besser: aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen.
Diese Flasche Pennerglück Dieses edle Gesöff entleeren sie nun an einem Abend (wichtig!) in sich selbst. Am nächsten Morgen, gegen halb dreizehn Uhr, sind sie genau in der richtigen Stimmung für Ihren ersten Text.

Quelle 2:
Sie brauchen ein Telefonbuch eines deutschen Ballungszentrums, vorzugsweise vom Ruhrpott. Das schlagen Sie auf einer x-beliebigen Seite auf und verwursten regelmäßig Ortsnamen in Ihren Texten. Daraus ergeben sich später gelungene Gesänge, Leerstellen füllen Sie mit "oh-oh-ohhh" und simplen Reimen, oder so, also z.B.
"Essen - ooh-ohh-ohhh,
wie konnt' ich das vergessen?
Gladbach - ach, ach, ach,
Du machst mich schwach,
oh, Herne, nee, nee, nee,
Her-neee, Herrjemineh...!"

usw...

Quelle 3:
Sie brauchen eine beliebige deutsche Tageszeitung vom Dezember 1978. Daraus fischen Sie Schlagworte wie "Durchbruch", "Stillstand", "Droge","Mauer" oder "Transit", der Wetterbericht liefert "Westen", "Horizont" und "Sintflut" - das gibt das Grundgerüst für die Strophe.
Diese Worte werden verbunden mit Weisheiten aus

Quelle 4:
Ein Bauernkalender von 1889.
Dort finden Sie nützliche Erkenntnisse wie
"nach der Ebbe kommt die Flut",
"es kommt die Zeit..." und
"folgt dem Sonnenaufgang",
sowie

Quelle 5:
ein Poesiealbum aus den 50er Jahren.
Das ist voller Weisheiten wie "Lebe lustig, lebe froh...", "Aller Anfang ist schwer", "Jeder ist seines Glückes Schmied...","Marmor, Stein und Eisen bricht..."
Dieses Weisheiten müssen Sie jetzt nur noch negieren oder modifizieren und Sie erhalten:
"Du steigst nach unten, du fällst nach oben",
"Es gibt viel zu verliern, du kannst nur gewinnen", "Genug ist zu wenig" usw.
Kombiniert mit den Fragmenten aus Quelle 3 und 4 ergeben sich Texte wie: "Der erste Stein bricht aus der Mauer, der Durchbruch ist nah" oder "Kein Ersatz, deine Droge bist du" - also ganz kinderleicht.

Jetzt noch 'n flotten Rhythmus aus der Casio-Maschine, Sie kennen bestimmt einen verarmten Informatik-Studenten, der Ihnen für ein paar Euro geschwind einen Sound dazumixt.

Dann müssen Sie noch einen Tag in ein Tonstudio, wo Sie das ganze Oeuvre aufnehmen.

Na, haben Sie Lust bekommen, es auch mal zu probieren?
Dann könnten wir uns hier in Zukunft über unsere unnachahmlichen Texte austauschen und uns gegenseitig unsere Unnachahmlichkeit versichern.

Vergessen Sie auch nicht das Image, ein Image ist unabdingbar.
Wenn Sie berühmt sind und interviewt werden, sollten sie von nichts reden, wovon Sie keine Ahnung haben, also reden Sie einfach grundsätzlich nur über sich selbst.
Wenn mal eine Frage kommt, zu der Sie nichts über sich selber sagen können, dann sagen Sie einfach: "Ja, das war 'ne sehr schwere Zeit für mich", oder schlicht: "Weltfrieden" - das passt immer.

Ein Künstlername rundet Ihr Image ab.
Ihr Künstlername sollte wie bei Herrgott Gröhleeimer Programm sein, und dem Publikum nichts vorgaukeln.
So, und nun achten Sie in der nächsten Zeit im Plattenladen mal auf Petersilie von Reibach, wir sehen uns...

Glanz, Gloria und Glotze
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Schwierig,
wenn dem Mann aber auch alles gelingt, was er so anpackt.

Gestern kamen wir über eine Kirmes mit Schießbude, und da hatten die so schöne Pfauenfedern.

Und da fiel mir die Bodenvase im Wohnzimmer ein, und dass es darin so kahl aussieht (seit mein Kater nicht mehr lebt, muss ich "Wohnideen" und "Zimmerverhübschungen" nicht mehr zwingend nach bereits 30 Sekunden wieder verwerfen, da sie, einmal realisiert, auch keiner mehr binnen 10 Sekunden zunichte macht...).

Ich befahl also: "Bitte schieß' mir mal so 'ne Feder, da", der Ungatte sprach: „Die langen Flusen da? Was willst’n damit?“, und ich erklärte: “In die Vase stellen, bitte schieß’ mir doch mal so ne Feder.“

Der Ungatte ist ja ein Mensch, der gerne immer auf Nummer sicher geht, und so orderte er prompt 5 Schuß – und schoß auch prompt fünf Federn.

Nachdem ich mich artig bedankt hatte, sprach ich Lob und Anerkennung aus.

Das einzige, was er zu sowas lapidar sagt, ist: „Alles andere hätte mich jetzt aber auch wirklich geärgert.“

Ich sagte ja bereits: Das ist ganz schön schwierig…

Szenen keiner Ehe
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