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Montag, 5. Februar 2007
Kettensägeschein - Teil 3
petersilie, 09:12h
Kurzfassung (für Eilige und BILD-Leser):
Aufstehen, Montur anlegen.
In meine Fall: Unterwäsche, Unterhemd, Skisocken, Skirolli, Jeans, Windstopperpulli, Schnittschutzhose, Sicherheitsschuhe - Anorak, Handschuhe, Sicherheitshelm fliegen in'n Kofferrraum.
Den Unschwager abgeholt und auf nach H., wo an einem Parkplatz ein Treffpunkt ist.
Wir kommen da an, und da steht schon der Großteil vom Kurs.
Ich hatte doch von diesen diversen Typen erzählt, die#s so in jedem Kurs gibt, Ihr erinnert Euch? Also wir hatten den Typ mit der Spezialsäge in Personalunion mit dem "Zwischenfrager". Briten nennen solche Nervensägen "a pain in the ass" - das trifft es ziemlich genau. Unser Kursleiter kommt, die Musik in seinem Polo ist fünfmal so laut, wie der 72PS-Motor. Quasi eine fahrende Forstdisco. Der Mann steigt aus und hat - - -
NACKTE Beine!!!!
Bei 6°C. Mich schüttelt's, ich habe gerade den Anorak angezogen.
Aus dem Auto steigt noch'n Forstwirt, so ca 24-26, von dem hat er uns erzählt, der sei Handballer und so sieht er auch aus. Also figurtechnisch, soll jetzt nicht heißen, daß der eine Frisur hatte, bei der die Rehe ohnmächtig werden. Netter Typ, anscheinend.
Und da tritt unser Spezialagent auf den Plan: Er hat (ta-ta-ta-taaaaaaaaaaaa!) in seinem Kofferraum eine Säge(!) - ob die unser Kursleiter mal anschauen könnte. Er öffnet den Kofferraum, und was da drin liegt macht jedem Schrotthändler Konkurrenz. Ungefähr sechs sogenannte "Sägen"...
Der Ungatte bemerkt, daß er dieses dreckstarrende Gelumpe nichtmal mit Handschuhen anfassen würde.
Rausholen tut Bond so eine Babysäge, versucht sie anzuschmeißen, aber sie säuft immer wieder ab. "Tja, " sagt der Kursleiter, "falsch eingestellt". Der Agent, wichtichwichtich, sagt, er hat auch schon versucht die "zu justieren - es will aber irgendwie ned...". "Und wo haste da dran gedreht?" will der Kursleiter wissen. "E bissel da und dort" sagt Kettensägen-Bond.
"Also wenn Du diese beiden Schrauben verdreht hast, dann stimmt das gesamte Gefüge der Maschine nicht mehr - da kann ich Dir nicht helfen, da dreh' ich auch nix dran. Wenn das verstellt ist, kann es sein, daß Du einen Schnitt machst, und der Motor fliegt in seine Einzelteile. Warum hast'n die ned abgegeben, wo mir den Kurs gemacht haben (Anm.: Beim Motorsägenhändler - der lebt übrigens davon, daß er sowas macht)
Wie kann man so blöd fragen?
Schau' Bond an! Soll der etwa jeweils 20 EUR in alle seineSchrotthaufen Motorsägen 'rein-investieren?
Das ist ja richtig Geld!
Ts.
Selbst ist der Mann!
Der Kursleiter gibt bekannt: Wir fahren jetzt noch ein Stück, da geht ein asphaltierter Weg direkt bis da hin (hahaha!), "da müßt Ihr Euch um Eure Autos keine Sorgen machen (Anm.: Alter Forstscherz !) - so alle einsteigen, mir nach."
Und es geht und geht, immer den Buckel hoch, da liegen armdicke Äste auf'm Weg, der Auti mit Sportfahrwek vom Ungatten macht spaßige Geräusche beim Drüberfahren, ich sage: "Hättste mal 'nen 16 Jahre alten Polo - wär das ein Weg, der dem Auto nix ausmacht!" und wir stellen fest, daß "asphaltiert" in der Sprache der Förster das bedeutet, was bei uns "knöcheltiefer Schlamm" heißt.
So.
Es kommen alle an, der Kursleiter macht's einmal vor: Fallkerb aussägen (Sattelschnitt, Dachschnitt), Baum bis auf die Bruchleiste tortenbodenartig durchsägen, Halteband stehenlassen, von der anderen Seite her durchsägen, alle anderen wegschicken, "Achtung!" brüllen, Halteband durchtrennen, weglaufen, sobald das Holz kracht, der Baum fällt um.....BUMMMS!!!!
Dann sollen wir uns aufteilen, die eine Hälfte bitte mit dem netten Jungförster mitgehen.
Kettensägen-Bond klebt an den Fersen des Kursleiters, der Ungatte deutet Richtung Jungförster, sagt: "Wir gehen da mit."
Das Waldstück ist steil wie Hund, es heißt "Im alten Steinbruch" - nur um mal eine Idee davon zu vermitteln - und überall liegen riesengroße Sandsteinplatten unter der ca. 30cm dicken Laubschicht. Jetzt bloß nicht hinfliegen, könnte schmerzhaft werden, wenn man auf so 'ne Steinplatte kracht. Ein etwas beleibter Kursteilnehmer kommt auch prompt ins Rutschen und hält erst nach 20m Abfahrt wieder an.
Den ersten und dicksten Baum fällt der Ungatte.
Jetzt wird mir auch schlagartig der Sinn von diesem verhassten Helm klar: Wenn der Baum nämlich umfällt, dann stößt er im Fall an lauter andere Bäume. Deren Baumkronen geraten in gefährliche Schwingungen, und es fallen immer mal ein paar petersilienarmdicke Äste 'runter. Aus ca.12m Höhe hat so ein Ast eine prächtige Wucht - man will lieber nicht ausprobieren, was passiert, wenn der einem auf den ungeschützten Kopf donnert.
Wir sind acht "Mann" in der Gruppe. Einer der Herren will gar keinen Baum fällen. Es muß auch keiner, der nicht will.
Jetzt muß ich nochmal was zum Equipment sagen.
Der furchtbar nette Jungförster mit der Handballer-Statur (gestern sagte der Kommentator im WM-Endspiel irgendwann über einen Spieler: "Mit 1,86 ist er etwas kurz geraten...") hatte natürlich auch die passende Säge zu sich. Eine große Stihl mit 6PS und 6,5kg (meine hat zum Vergleich 2,6PS und wiegt 4,2kg - und die läuft schon unter "mittelstarke Säge"...) und stumpfer Kette - sagte er zumindest.
Also erstmal noch ein paar Herren nach dem Ungatten. Ich selbst hadere noch mit mir - schwere Säge, dicke Bäume, versuchen will ich's mal, wenn's nicht geht, lass' ich's, fällt mir ja kein Zacken aus der Krone. Und dann stand da so ein hübscher Babybaum, rosa markiert zum Ummachen, Durchmesser um die 15cm. "D e n will ich ummachen!", hab' ich gesagt. "Neee , " sagt der Förster, "wie willste denn aus dem Verrecker 'nen Fallkerb 'raussägen?", und schwups, hab' ich auf einmal 'nen Baum, der aus der Ferne ganz harmlos aussah, und wie ich so davorknie doch ganz schön dick ist. Ich äußere also erstmal Bedenken, daß ich die schwere Säge gar nicht anbekomm'. "Macht nix," sagt der Förster, "die mach' ich Dir an." Ich sag' ihm, was ich vorhab', wo ich gedenke, den ersten Schnitt zu machen, "Richtig!", sagt er. Der Schnitt geht auch ganz gut, aber man braucht schon Kraft. Jetzt kommt das Schwierigste: Der Dachschnitt vom Fallkerb. Also schräg in den Baum sägen. Dort, wo ich schneiden willist richtig, aber die wackelnden 6,5kg in die gewollte Richtung zu zwingen, ist gar nicht so einfach. Zumal man nicht um den Baum 'rumgucken kann. Von vorne ist der Schnitt also hübsch und richtig, aber von der anderen Seite hat er einen falschen Winkel. Ich versuch' das zu korrigieren, aber die Säge ist verstellt und geht immer wieder aus. Zum Schluß macht der Förster den Fallkerb 'raus. Dann dieser Tortenschnitt, quer durch den Stamm. Ich plage mich und die Säge. Der nette Förster sagt: "Auf, das kannst Du, Du zeigst es den ganzen Kerlen da oben!" und macht mal den Anfang, aber jetzt ist echt Kraft gefragt, und ich bekommt das Schwert einfach nicht tief genug rein. Er macht das also schnell mal fertig, zwischendrin geht auch ihm zweimal die Säge aus, aber wenn der erstmal sägt, sieht das aus, wie wenn ich Butterbrote schmier'. So: Aus'm Handgelenk.
Zum Schluß noch das Halteband durchtrennen. Ich hab' zuviel Respekt, und Angst, daß ich falsch säge, und daß der Falsche den Baum auf's Geweih bekommt. "Zusammen", sagt der Förster. Aber da fängt der Baum schon an, zu krachen - offensichtlich war er innen, wo wir das Halteband gelassen haben, schon faul. "Kann man oft von außen nicht sehen," kriegen wir später erklärt. Der Förster sagt noch: "Lauf, der kommt alleine!", ich düse los, den Hang hoch, er auch, zur Seite, KRAWUMM - - Baum um!
Einer von den Bäumen hat an diesem Vormittag einen anderen mitgerissen. Der wurde dann entwurzelt. Eigentlich ganz flache Wurzel haben diese großen Buchen, aber 4m Durchmesser.
Ganz zum Schluß ist der Unschwager dran, der macht den letzten Baum platt, und dann ist der Sprit alle.
Jetzt kriegt noch jeder eine Urkunde.
"Wenn ich gewußt hätte, daß die soo billich aussieht", sagt der Ungatte zum Kursleiter, "dann hätt' ich die schnell selber ausgedruckt."
Der Kursleiter lacht.
Und er erzählt, daß in einem benachbarten Landkreis einige gefälschte aufgetaucht sind. Während wir aber den sog. "Basislehrgang" absolviert haben, hatten sich diese Fälscher gleich den "Profilehrgang" attestiert. Pech, daß in dem Jahr, das sie auf die Urkunden geschrieben haben in betreffendem Landkreis gar kein so ein Profilehrgang stattgefunden hat.
Dann frag' ich den netten Jungförster nach den Forlen.
"Was für Dinger??", fragt er. "Forlen," sag' ich, "so'n Nadelbaum. Ich kannte das Wort auch nicht, bevor ich in die Gegend gezogen bin." Da muß er mal den Kursleiter fragen. "Eeeh - "Forlen" - was'n des?". "Das sind Kiefern," sagt der Kursleiter, der Anfang/Mitte 30 ist, "das ist bloß ein altdeutscher Ausdruck dafür." "Ach so," sagt der Jungförster "ich bin ja noch jung - wenn Ihr Alten früher so dazu gesagt habt, woher soll'n ich das wissen?" - sprach's, und kassierte vom Kursleiter einen Klaps auf den Hinterkopf.
(Hätt' ich das vor Wochen gebloggt, hätte Herr Mark793 mir das schon vor Ewigkeiten erklärt - so kam es für mich zu einer Duplizität der Ereignisse, als ich beim Heimkommen Herrn Marks lehrreichen Eintrag fand, der bestätigt, daß einen Förster nicht immer verarschen...)
Wir steigen in die Autos, der Unschwager zieht vor dem Kofferraum noch seine Schuhe um, dann steigt auch er ein. Nach fünf Minuten Fahrt sagt er:
"Ich hab' da grad was mitgekriegt. Wie ich hinterm Auto stand, sagt der Kursleiter zu Unserem. "Und? Hat die Frau auch einen umgemacht?" "Ja," sagt der Jungförster, ich hab' ihr zwar 'n bisschen geholfen, das wichtige hat sie gemacht, dann wieder ich 'nen Teil, das war aber ganz gut." "Soso," sagt der Kursleiter. "Und Dein Wilder mit den Sägen?" fragt der Jungförster. "Nach dem dritten Baum hab' ich gesagt: Jetzt reicht's! Sonst bind' ich Dich an..."
UndPiggeldy Petersilie fuhr mit Ungatte nach Hause...
Hausfrau meuchelt Baum!!
Ist der deutsche Wald noch zu retten?
Geständiger Jungförster: Es war meine Idee
Am Samstagmorgen trieb Frau P. (36) im Steinbruch von H. am N. ihr Unwesen. Eine ca. 20jährige Buche wurde Opfer des Amoklaufs. Die Täterin war an ihrem Wohnort schon mehrfach durch regelmäßiges Lesen von Texten über 1200 Zeichen aufgefallen. Politiker fragen: Ungeahnte Folge der Bildungsexpansion in den 80ern?
Aufstehen, Montur anlegen.
In meine Fall: Unterwäsche, Unterhemd, Skisocken, Skirolli, Jeans, Windstopperpulli, Schnittschutzhose, Sicherheitsschuhe - Anorak, Handschuhe, Sicherheitshelm fliegen in'n Kofferrraum.
Den Unschwager abgeholt und auf nach H., wo an einem Parkplatz ein Treffpunkt ist.
Wir kommen da an, und da steht schon der Großteil vom Kurs.
Ich hatte doch von diesen diversen Typen erzählt, die#s so in jedem Kurs gibt, Ihr erinnert Euch? Also wir hatten den Typ mit der Spezialsäge in Personalunion mit dem "Zwischenfrager". Briten nennen solche Nervensägen "a pain in the ass" - das trifft es ziemlich genau. Unser Kursleiter kommt, die Musik in seinem Polo ist fünfmal so laut, wie der 72PS-Motor. Quasi eine fahrende Forstdisco. Der Mann steigt aus und hat - - -
NACKTE Beine!!!!
Bei 6°C. Mich schüttelt's, ich habe gerade den Anorak angezogen.
Aus dem Auto steigt noch'n Forstwirt, so ca 24-26, von dem hat er uns erzählt, der sei Handballer und so sieht er auch aus. Also figurtechnisch, soll jetzt nicht heißen, daß der eine Frisur hatte, bei der die Rehe ohnmächtig werden. Netter Typ, anscheinend.
Und da tritt unser Spezialagent auf den Plan: Er hat (ta-ta-ta-taaaaaaaaaaaa!) in seinem Kofferraum eine Säge(!) - ob die unser Kursleiter mal anschauen könnte. Er öffnet den Kofferraum, und was da drin liegt macht jedem Schrotthändler Konkurrenz. Ungefähr sechs sogenannte "Sägen"...
Der Ungatte bemerkt, daß er dieses dreckstarrende Gelumpe nichtmal mit Handschuhen anfassen würde.
Rausholen tut Bond so eine Babysäge, versucht sie anzuschmeißen, aber sie säuft immer wieder ab. "Tja, " sagt der Kursleiter, "falsch eingestellt". Der Agent, wichtichwichtich, sagt, er hat auch schon versucht die "zu justieren - es will aber irgendwie ned...". "Und wo haste da dran gedreht?" will der Kursleiter wissen. "E bissel da und dort" sagt Kettensägen-Bond.
"Also wenn Du diese beiden Schrauben verdreht hast, dann stimmt das gesamte Gefüge der Maschine nicht mehr - da kann ich Dir nicht helfen, da dreh' ich auch nix dran. Wenn das verstellt ist, kann es sein, daß Du einen Schnitt machst, und der Motor fliegt in seine Einzelteile. Warum hast'n die ned abgegeben, wo mir den Kurs gemacht haben (Anm.: Beim Motorsägenhändler - der lebt übrigens davon, daß er sowas macht)
Wie kann man so blöd fragen?
Schau' Bond an! Soll der etwa jeweils 20 EUR in alle seine
Das ist ja richtig Geld!
Ts.
Selbst ist der Mann!
Der Kursleiter gibt bekannt: Wir fahren jetzt noch ein Stück, da geht ein asphaltierter Weg direkt bis da hin (hahaha!), "da müßt Ihr Euch um Eure Autos keine Sorgen machen (Anm.: Alter Forstscherz !) - so alle einsteigen, mir nach."
Und es geht und geht, immer den Buckel hoch, da liegen armdicke Äste auf'm Weg, der Auti mit Sportfahrwek vom Ungatten macht spaßige Geräusche beim Drüberfahren, ich sage: "Hättste mal 'nen 16 Jahre alten Polo - wär das ein Weg, der dem Auto nix ausmacht!" und wir stellen fest, daß "asphaltiert" in der Sprache der Förster das bedeutet, was bei uns "knöcheltiefer Schlamm" heißt.
So.
Es kommen alle an, der Kursleiter macht's einmal vor: Fallkerb aussägen (Sattelschnitt, Dachschnitt), Baum bis auf die Bruchleiste tortenbodenartig durchsägen, Halteband stehenlassen, von der anderen Seite her durchsägen, alle anderen wegschicken, "Achtung!" brüllen, Halteband durchtrennen, weglaufen, sobald das Holz kracht, der Baum fällt um.....BUMMMS!!!!
Dann sollen wir uns aufteilen, die eine Hälfte bitte mit dem netten Jungförster mitgehen.
Kettensägen-Bond klebt an den Fersen des Kursleiters, der Ungatte deutet Richtung Jungförster, sagt: "Wir gehen da mit."
Das Waldstück ist steil wie Hund, es heißt "Im alten Steinbruch" - nur um mal eine Idee davon zu vermitteln - und überall liegen riesengroße Sandsteinplatten unter der ca. 30cm dicken Laubschicht. Jetzt bloß nicht hinfliegen, könnte schmerzhaft werden, wenn man auf so 'ne Steinplatte kracht. Ein etwas beleibter Kursteilnehmer kommt auch prompt ins Rutschen und hält erst nach 20m Abfahrt wieder an.
Den ersten und dicksten Baum fällt der Ungatte.
Jetzt wird mir auch schlagartig der Sinn von diesem verhassten Helm klar: Wenn der Baum nämlich umfällt, dann stößt er im Fall an lauter andere Bäume. Deren Baumkronen geraten in gefährliche Schwingungen, und es fallen immer mal ein paar petersilienarmdicke Äste 'runter. Aus ca.12m Höhe hat so ein Ast eine prächtige Wucht - man will lieber nicht ausprobieren, was passiert, wenn der einem auf den ungeschützten Kopf donnert.
Wir sind acht "Mann" in der Gruppe. Einer der Herren will gar keinen Baum fällen. Es muß auch keiner, der nicht will.
Jetzt muß ich nochmal was zum Equipment sagen.
Der furchtbar nette Jungförster mit der Handballer-Statur (gestern sagte der Kommentator im WM-Endspiel irgendwann über einen Spieler: "Mit 1,86 ist er etwas kurz geraten...") hatte natürlich auch die passende Säge zu sich. Eine große Stihl mit 6PS und 6,5kg (meine hat zum Vergleich 2,6PS und wiegt 4,2kg - und die läuft schon unter "mittelstarke Säge"...) und stumpfer Kette - sagte er zumindest.
Also erstmal noch ein paar Herren nach dem Ungatten. Ich selbst hadere noch mit mir - schwere Säge, dicke Bäume, versuchen will ich's mal, wenn's nicht geht, lass' ich's, fällt mir ja kein Zacken aus der Krone. Und dann stand da so ein hübscher Babybaum, rosa markiert zum Ummachen, Durchmesser um die 15cm. "D e n will ich ummachen!", hab' ich gesagt. "Neee , " sagt der Förster, "wie willste denn aus dem Verrecker 'nen Fallkerb 'raussägen?", und schwups, hab' ich auf einmal 'nen Baum, der aus der Ferne ganz harmlos aussah, und wie ich so davorknie doch ganz schön dick ist. Ich äußere also erstmal Bedenken, daß ich die schwere Säge gar nicht anbekomm'. "Macht nix," sagt der Förster, "die mach' ich Dir an." Ich sag' ihm, was ich vorhab', wo ich gedenke, den ersten Schnitt zu machen, "Richtig!", sagt er. Der Schnitt geht auch ganz gut, aber man braucht schon Kraft. Jetzt kommt das Schwierigste: Der Dachschnitt vom Fallkerb. Also schräg in den Baum sägen. Dort, wo ich schneiden willist richtig, aber die wackelnden 6,5kg in die gewollte Richtung zu zwingen, ist gar nicht so einfach. Zumal man nicht um den Baum 'rumgucken kann. Von vorne ist der Schnitt also hübsch und richtig, aber von der anderen Seite hat er einen falschen Winkel. Ich versuch' das zu korrigieren, aber die Säge ist verstellt und geht immer wieder aus. Zum Schluß macht der Förster den Fallkerb 'raus. Dann dieser Tortenschnitt, quer durch den Stamm. Ich plage mich und die Säge. Der nette Förster sagt: "Auf, das kannst Du, Du zeigst es den ganzen Kerlen da oben!" und macht mal den Anfang, aber jetzt ist echt Kraft gefragt, und ich bekommt das Schwert einfach nicht tief genug rein. Er macht das also schnell mal fertig, zwischendrin geht auch ihm zweimal die Säge aus, aber wenn der erstmal sägt, sieht das aus, wie wenn ich Butterbrote schmier'. So: Aus'm Handgelenk.
Zum Schluß noch das Halteband durchtrennen. Ich hab' zuviel Respekt, und Angst, daß ich falsch säge, und daß der Falsche den Baum auf's Geweih bekommt. "Zusammen", sagt der Förster. Aber da fängt der Baum schon an, zu krachen - offensichtlich war er innen, wo wir das Halteband gelassen haben, schon faul. "Kann man oft von außen nicht sehen," kriegen wir später erklärt. Der Förster sagt noch: "Lauf, der kommt alleine!", ich düse los, den Hang hoch, er auch, zur Seite, KRAWUMM - - Baum um!
Einer von den Bäumen hat an diesem Vormittag einen anderen mitgerissen. Der wurde dann entwurzelt. Eigentlich ganz flache Wurzel haben diese großen Buchen, aber 4m Durchmesser.
Ganz zum Schluß ist der Unschwager dran, der macht den letzten Baum platt, und dann ist der Sprit alle.
Jetzt kriegt noch jeder eine Urkunde.
"Wenn ich gewußt hätte, daß die soo billich aussieht", sagt der Ungatte zum Kursleiter, "dann hätt' ich die schnell selber ausgedruckt."
Der Kursleiter lacht.
Und er erzählt, daß in einem benachbarten Landkreis einige gefälschte aufgetaucht sind. Während wir aber den sog. "Basislehrgang" absolviert haben, hatten sich diese Fälscher gleich den "Profilehrgang" attestiert. Pech, daß in dem Jahr, das sie auf die Urkunden geschrieben haben in betreffendem Landkreis gar kein so ein Profilehrgang stattgefunden hat.
Dann frag' ich den netten Jungförster nach den Forlen.
"Was für Dinger??", fragt er. "Forlen," sag' ich, "so'n Nadelbaum. Ich kannte das Wort auch nicht, bevor ich in die Gegend gezogen bin." Da muß er mal den Kursleiter fragen. "Eeeh - "Forlen" - was'n des?". "Das sind Kiefern," sagt der Kursleiter, der Anfang/Mitte 30 ist, "das ist bloß ein altdeutscher Ausdruck dafür." "Ach so," sagt der Jungförster "ich bin ja noch jung - wenn Ihr Alten früher so dazu gesagt habt, woher soll'n ich das wissen?" - sprach's, und kassierte vom Kursleiter einen Klaps auf den Hinterkopf.
(Hätt' ich das vor Wochen gebloggt, hätte Herr Mark793 mir das schon vor Ewigkeiten erklärt - so kam es für mich zu einer Duplizität der Ereignisse, als ich beim Heimkommen Herrn Marks lehrreichen Eintrag fand, der bestätigt, daß einen Förster nicht immer verarschen...)
Wir steigen in die Autos, der Unschwager zieht vor dem Kofferraum noch seine Schuhe um, dann steigt auch er ein. Nach fünf Minuten Fahrt sagt er:
"Ich hab' da grad was mitgekriegt. Wie ich hinterm Auto stand, sagt der Kursleiter zu Unserem. "Und? Hat die Frau auch einen umgemacht?" "Ja," sagt der Jungförster, ich hab' ihr zwar 'n bisschen geholfen, das wichtige hat sie gemacht, dann wieder ich 'nen Teil, das war aber ganz gut." "Soso," sagt der Kursleiter. "Und Dein Wilder mit den Sägen?" fragt der Jungförster. "Nach dem dritten Baum hab' ich gesagt: Jetzt reicht's! Sonst bind' ich Dich an..."
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