Donnerstag, 1. Februar 2007
Kettensägeschein - Teil 1
Das hatt' ich mir spannender vorgestellt.

Ich weiß jetzt, wie man eine Kette schleift, daß es Vollmeißel und Halbmeißel gibt, innenliegende und außenliegende Kupplungen, wie man eine Zündkerze wechselt, wie man die Kettenteilung ausrechnet (das muß man nicht ausrechnen, das steht in der Bedienungsanleitung von der Säge), daß es Sägen gibt mit 46er Schwert und 11 kg (selber schuld, sag' ich da!), daß kein Ritzel (weder Stern- noch Ringritzel) ewig hält, daß man im Wald unbedingt Klamotten in Warnfarben tragen muß, daß das aber keine Vorschrift ist, und daß man es deshalb genausogut lassen kann, daß Bioöl zwar Vorschrift, dennoch total verhasst ist, weil es nämlich die Säge zerstört, weil es so unendlich harzt und daß man deshalb genausogut das Aldi-Salatöl verwenden kann - harzt auch, aber nicht ganz so arg, kostet aber statt 5,95 nur 0,79 EUR den Liter.
Nicht wirklich erstaunt haben mich die Hinweise, daß eine Säge länger lebt, wenn man sie pflegt (echt???), daß man einen Luftfilter sauber machen sollte, wenn er "zu" ist, daß die Schiene nicht extra geschmiert werden muß, weil das Kettensäge Salatöl genug schmiert, so daß die Schiene gleich mitgeschmiert ist. Ich war auch nicht wirklich überrascht, als wir erklärt bekamen, daß man am Vergaser und an den anderen zwei Stellschrauben (ich hab's gleich verdrängt, wie die heißen, aber dran steht H, L, und (nochwas)) besser nur den Profi 'rumschrauben lässt, weil man sonst mehr an einem einigermaßen funktionierenden System zerstört, als man gut macht, denn Du kannst nun mal den Unterschied zwischen 12000 und 12500 Umdrehungen nicht wirklich "hören", aber Deine Säge kann früher sterben, wenn da was vergeigt ist.
Was echt neu für mich war, war der Begriff "Alkylatkraftstoff" - den kann man sich nämlich auf der Zunge zergehen lassen, weil er zwar auch nicht gesund aber eben nicht ganz so schädlich ist, wie der "normale" Kraftstoff, kostet aber...
Das war weitestgehend die Theorie.

Aber interessanter ist ja das Drumrum.
Wir kamen da also an, waren die ersten, also erstmal: Plätze sichern und ich mußte auch gleich noch eine rauchen gehen. Und dann kam der erste Trupp Kursteilnehmer, und die sahen mich da stehen und der eine sagte gleich zu den anderen: "Höhö - die macht bestimmt auch den Schein" und die anderen zwei haben furchtbar gelacht. Und fünf Minuten später haben sie furchtbar blöd geguckt, als ich meinen Platz eingenommen habe.
Es gibt ja in jedwelchen Kursen immer so ganz bestimmte Typen, die man eben immer trifft.
Zum Beispiel den Typ, der alles mitschreibt (immerhin 4 DIN A4 Zettel), obwohl der Kursleiter gleich zu Beginn sagt, daß man morgen das ganze in Schriftform nochmal ausgehändigt bekommt. Dann gibt es den Typ, der in den ersten 10 Minuten darauf hinweist, daß er aber ein Modell Soundso von 1938 hat, bei dem halt alles anders ist, woraufhin der Kursleiter jede Generalaussage für den Rest des Lehrgangs mit dem Zusatz "gilt nicht für Modell Soundso, Baujahr '38", relativieren muß, und am Ende des Kurses weißt Du alles über eine prähistorische Maschine. Dann gibt es den "Zwischenfrager", der einfach alles zwischenfragt, und den "Erfahrenen", der sich mit der Theorie noch nie beschäftigt hat, aber über 35 Jahre praktische Erfahrung verfügt, und der ständig Erlebnisse zum besten gibt, weil er sich ärgert, daß er aufgrund einer blöden Verordnung nun nochmal die Theorie machen muß. Außerdem gibt es den "Schreibfeind", der beim Banknachbarn spicken muß, um zu verstehen, wie er Name, Adresse und Geburtsdatum in das Teilnehmerformular eintragen muß. Dann gibt es den "Supercoolen", der ständig mit technischen Daten protzt, die a.) keinen interessieren und die b.) vom Kursleiter zu 55% korrigiert werden.
Und dann gibt es den Ungatten, dem nach 30 Minuten Stillsitzen die rechte Arschbacke einschläft.
Zufällig nimmt aber auch ein Kollege des Ungatten am Kurs teil, und der hat einen eigenen Wald und einen Bulldog und mit dem kann man sich gut unterhalten.
Der Förster ist jung, locker und nett: Erstmal verkündet er, daß wir uns alle duzen, dann stellt er eine Kiste Warsteiner und eine Kiste Apfelschorle hin (die gehen auf ihn), dann kündigt er für zwischendurch eine Raucherpause an und nach der Raucherpause fragt er mit Blick auf mich, ob er noch etwas Holz in den Ofen tun soll, oder ob wir's alle warm genug haben.
Sein Vortrag ist lässig und unkompliziert, überflüssige (weil: logische) Dinge wie "Achten Sie darauf, daß sich vor dem Fällen des Baumes keine Fußgänger unter dem Baum befinden" handelt er schnell ab, weil er selber sagt, daß er nicht weiß wie er darauf noch näher eingehen soll.

Der gestrige Abend hat mir persönlich nicht viel gebracht, da die Wartung des Buschmoped-Fuhrparks dem Ungatten obliegt, genauso wie mir das Schnitzelpanieren obliegt - wir haben das eben arbeitsteilig geregelt, aber ich sehe ein, daß man es mal gehört haben kann. Und das mit dem Kettenschärfen wäre wirklich interessant gewesen, wenn der Ungatte nicht dieses prächtige Kettenschärfgerät hätte, mit dem man jeden Zahn millimetergenau gleich schleifen kann. Damit hab' ich auch schon Ketten nachgeschärft, und zwar drei Stück in 20 Minuten, das macht echt Spaß und Du willst nie wieder was von einer Feile hören. Hat aber nicht jeder, deshalb muß man das erwähnen, seh' ich ein, hatte eben nur keinen praktischen Nutzen für mich.

Heute Abend sind Verletzungen dran.
Mal sehen.

Wald und Heide
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