Donnerstag, 14. Dezember 2006
Reise ins Land der Väter
Gestern reiste ich ins Land der Väter meiner Väter meiner Väter - also kurz: ins Land des Urgroßvaters.
Das war jetzt aber kein genealogischer Trip, sondern ich kam da auf der Suche nach dem passenden Weihnachtsgeschenk vorbei. Also ganz zufällig.

Und da hab' ich festgestellt, daß es Gegenden gibt, in denen es noch viel mehr "Gegend" als in unserer Gegend gibt.
Toll!
Jeder zweite macht dort Landwirtschaft, da sagen sich Fuchs und Has' echt noch gut' Nacht (und nicht:"Hey Alter, halt' die Ohren steif...")

Überhaupt: Die Leute.
Also ich war noch nie in der Region, aber so wie die da reden und die ganze Art - also ich muß mal ganz pathetisch sagen, daß da irgendwas "mein Herz berührt hat". Ein eigenartiges Gefühl plötzlicher Zugehörigkeit, ein unvermitteltes Spüren der eigenen Beine, so als ob man das erste mal auf festem Bodem läuft.
Komisch.
Ich glaube, so fühlt sich "Heimat" an.

Vererbt sich sowas?

...wenn ich noch viel älter bin, und wenn's mir hier auch zu voll wird, geh' ich da hin.

Wald und Heide
... guten Rat geben

 
Es ist schön,wenn man sich irgendwo sofort heimisch fühlt-da lässt es sich dann später bestimmt auch gut leben,denn wahrscheinlich gehört man "da" hin.

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Seltsam nur - denn bisher ging's mir so noch nirgends, nichtmal "daheim".
Und seltsam, denn ich habe meinen Uropa nie kennengelernt, der starb schon lange vor der Geburt meines Vaters.
Nun überlege ich aber, ob die Lebensart und die Mentalität und der Tonfall und all das von meinem Urgroßvater qua Erziehung auf meinen Opa transportiert wurden (der selbst hat auch nie da gelebt) und ob der mir das wieder weitervermittelt hat.

Und das ist dann "Vererbung" - zumindest erzieherische.

Egal - es bleibt ein wohlig-warmes Gefühl im Bauch bei dem Gedanken an den gestrigen kalten Tag, und so eine Art "Sehnsucht" bald wieder dort hinzufahren.
Des Weihnachtsgeschenks halber habe ich heute nochmal dorthin angerufen. Da hatte ich wieder einen anderen Menschen dran, als gestern, und wieder klang der Sprachgesang so schön "in Herz und Ohr", daß man das Gefühl hatte "zu Hause angekommen" zu sein. Klingt jetzt bestimmt sehr kitschig, deshalb hör' ich mal schnell wieder auf.

Schön auch, daß es dem Ungatten genausogut gefallen hat - er hat gleich vorgeschlagen, im nächsten Urlaub ab und zu mal dort vorbeizuschauen.
Oder mal am Wochenende hinzufahren: Zum Spazieren, Essen, Landluft schnuppern.

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Jooo - das kann ich verstehen. Und wie.-

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Nein,das ist kein bisschen kitschig-und ich bin öfters schier vor Heimweh schon eingegangen,weil ich zeitweise nicht hier sein konnte.Aber nun bleibe ich hier,bis dass ich sterbe-das mach ich nicht nochmal mit.
Und so kann es doch auch gut sein,dass es zwar keine direkte Verbindung zu einem Ort mehr gibt,aber die Verwandten,die mal dort gelebt haben,die könnten auch sozusagen 'vom Himmel runterschauen' und einen spüren lassen:komm wieder her,mach weiter da,wo wir aufgehört haben.Wer weiss :-)))

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Komischerweise geht es mir so ähnlich, wenn ich in die Gegend meiner Geburt komme. Obwohl ich schon als Kleinkind von dort verpflanzt wurde und ganz woanders aufwuchs, berührt mich das immer auf eine besondere Weise. Herr Schlüsselkind amüsierte sich bereits köstlich, als ich auch noch schnurstracks in den typischen Slang verfiel. Steckt irgendwo im Blut. ;-)

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