Samstag, 23. Juni 2007
Tierschutz?!
Der Unschwager ist schwer verliebt.
In Frau (von) F., die er nun auch schon über vier Jahre kennt.
Neulich hatte er Geburtstag und wünschte sich auch eine Katze. Nun kann ich ja in Katzendingen auf vielerlei Arten behilflich sein, aber die richtige Katze kann ihn nicht aussuchen, ohne dass er dabei ist - ist klar, oder?!
Also haben wir ihm das "Equipment" geschenkt: Katzenklo, Transportbox, Fressnäpfe, ein Körbchen mit Kissenfüllung und einen Gutschein für einen Leukose-, FIV- und FIP-Test.
(Für diejenigen, die jetzt keine Lust haben, sich durch das Katzen-Wiki zu klicken: Das sind die drei "wichtigsten" Erkrankungen bei Katzen, die manchmal auch erst nach Jahren ausbrechen.) Ich dachte mir, dass das ein sehr vernünftiges Geschenk ist, denn wenn die Katze diese Krankheiten schon mal nicht hat, ist das Risiko kleiner, dass sie einem wegstirbt, wenn man sich gerade an sie gewöhnt hat.
Parallel dazu vertrete ich nämlich die Ansicht, dass man lieber einem Tier aus dem Tierheim ein neues Zuhause geben sollte, als 300+ Euro für einen Welpen bei irgendeinem "Züchter" liegen zu lassen, und dort letztendlich genauso "die Katze im Sack zu kaufen", als ob man eine Katze im Internet "auswürfelt".
Rassekatzen haben im Gegensatz zur "Wald-Wiesen-Dach-Kreuzung" noch allerhand rassespezifische Malaisen und Empfindlichkeiten - der Magen von Frau F. lässt grüßen, und davon rate ich dem Unschwager bei Erwerb einer Erstkatze erstmal ab...

Das Ganze hab' ich schon vor einer Weile mit meinem Tierarzt besprochen, der Test ist nicht sehr teuer und die Ergebnisse liegen schnell vor.

Also ich schlaue pragmatische Landfrau: Ich kläre das im Vorfeld mit den Tierheimen der Region mal ab, denn serienmäßig machen die da nur den Leukose-Test. Mein Anliegen: Können wir bei Ihnen vorbeikommen und uns nach einer Katze umsehen? Sollten wir eine passende finde würden wir gerne auf eigene Kosten den FIP- und den FIV-Test von Ihrem Vertragstierarzt durchführen lassen. Wenn das Tier negativ ist, nehmen wir es, wenn nicht, tut's uns leid, aber Sie wissen dann wenigstens, was Sie da vermitteln...?
Das ist doch fair, oder?

In dem Tierheim, wo ich Frau F. her habe, war man recht aufgeschlossen. Ich könne doch aber auch das Tier nehmen und den Test dann von meinem Tierarzt durchführen lassen. Nee, sag' ich, dann ist es ja schon mein Tier und damit auch mein Problem. Und das habe ich zumindest schon nach einem Tag emotional. Und dann bring' ich das Tier wieder zurück, das ist ja alles auch Stress für die Katze, und 39 EUR Abgabegebühr muss ich dann auch nochmal entrichten. Genau das will ich dem Unschwager mit meinem Geschenk aber ersparen, dass er nämlich sein Herz von Anfang an an eine totgeweihte Katze hängt.
Ach so, ja klar, nee - wenn ich das bezahle ist das wohl kein Ding...

Im Tierheim 2 war man ganz übergerascht.
Leukose-Test...?
Den machen sie nur im Verdachtsfall. Sie wollen die Tiere ja "schnell vermitteln" und wenn man da noch Tests macht, dann "hängt das Tier noch tagelang da im Tierheim 'rum, es kommen ja ständig neue dazu". Außerdem hätte man demnächst ein Sommerfest, davor will man "sowieso noch so viele Tiere wie möglich vermitteln", um ihnen "den Stress des Besucheransturms" zu ersparen und außerdem müsste ich das mit der Leiterin Frau Dödelhannes-Hastenichtgesehen absprechen.

Toller Tierschutz - denn wenn Leukose-Symptome erstmal in Erscheinung treten, dann hat die Katze im Tierheim schon -zig andere Katzen angesteckt, und macht es eh' nicht mehr lange.
Und das bei 50 Katzen ständig!

Als ich vorgestern in der Tierklinik war, musste ich mich gleich über dieses Telefonat ereifern. Der Tierarzt wurde richtig zornig. Solche Argumente höre er ständig. "Die Tests kosten ja Geld und wenn das Tier positiv ist, will es keiner."
Na, das nenn' ich eine echte Milchmädchen-Rechnung.
Stellen Sie sich mal vor, Sie haben eine kerngesunde Katze und wollen noch eine zweite. Aus Tierfreundlichkeit entscheiden Sie sich für eine aus dem Tierheim. Die stirbt ihnen nun binnen paar Monaten und ihre vormals kerngesunde gleich mit. Ganz zu schweigen von der Rennerei und den Kosten, wenn sich die ersten Symptome zeigen und sie pausenlos zum Tierarzt düsen, bis Sie mal wissen, was eigentlich los ist. Da kann man ja wohl von "Kosten" für den Test gar nicht mehr reden - denn jeder vernünftige Mensch will sich und dem/den Tier(en) so ein "Schicksal" wohl gerne für ein paar Euro ersparen.
So eine Einstellung klingt für mich, mal ganz gehässig, nach Abzocke, und nicht nach Tierschutz.
Interessant, wo fast alle Tierheime vom Tierschutzvereinen unterhalten werden...

Jedenfalls waren wir heute in Frau Fs altem Tierheim. Mit ganz neuer Katzenanlage, echt geil.
Und wir haben wahrscheinlich auch schon eine Kandidatin...

Exkurs:
Mir ist dann noch was blödes passiert: Wir haben ja alle Katzenviecher angeguckt und kommen da so zu einem riesigen, weißen Fellwusch. Noch größer als Herr H. war - ein Trümmer von schneeweißem Langhaarkater, 9 Jahre alt.

(Hatte ich erwähnt, dass ich weiße Katzen eigentlich nicht mag, und langhaarige schon gar nicht?)

Jedenfalls bück' ich mich so, geh' in die Hocke, da stellt der Apparat schon seine Vorderfüße auf meinen Oberschenkel und gibt meiner rechten Brust mit seinem Kopf einen gewaltigen Schubser.
Die Frau vom Tierheim schreit noch "Halt!" - aber da war es schon passiert: Petersilie verliebt!
"Halt? Warum Halt?"
"Weil das ein äußerst aggressiver ist. Der war schon bei einer Familie, verdrosch dann aber Kind und Hund und attackierte die Hausfrau, wurde also wieder zurück gebracht."
Zehn Minuten habe ich mit dem geschmust. In Eintracht. Am liebsten hätte ich ihn gleich mitgenommen, aber das kann ich Frau F. nicht antun.

Schade.
Ich weiß jetzt schon, von wem ich die nächsten Wochen träume, ich fall' halt immer auf die selben Typen 'rein...

Schmeils Tierkunde
... guten Rat geben

 
kannst du es denn nicht so machen,dass du frau f. mal mit dahin nimmst,schaust,wie sich die beiden vertragen würden und nimmst ihn dann mit nach hause?oder geht das bei katzen nicht so schnell mit symapathien/antipathien rausfinden?frau f. würde sich doch bestimmt freuen,wenn sie mal wieder gesellschaft hätte?

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Nee - Frau F. ist erst so richtig happy, seit Herr H. tot ist.
Und so Sympathien/Antipathien müssen sich mit den Wochen/Monaten einspielen.

Ich weiß aber, daß ihr dieser Riesenzottel kein bisschen gefallen würde - ein aggressives, dominantes Wesen, genau das war Herr H.
Der Tierarzt meinte auch, dass man lieber zwei Kater oder zwei Kätzinnen halten soll - einfach, weil die untereinander bessere Chancen haben, sich zu einigen - quasi in einer men's world oder schlicht the women's way...

Und ich fühlte mich gestern sehr in die Herr H.-Zeiten versetzt: Ein kleines Gift und Galle spuckendes Katzenmädchen (die Favoritin vom Unschwager) und der große Klops, der anscheinend kein Wässerchen trüben kann. Bis mensch sich 'rumdreht, und katz sich unbeobachtet wähnt...

Nein - im Extremfall könnte ich ihr vielleicht ein Baby-Mädchen anschleppen, das sie dann selbst einnordet, aber richtig gefallen würde ihr das sicher auch nicht. Stell' Dir mal vor Frau F. sitzt auf meinem Schoß und hat immerzu das Bild vor Augen, wie eine andere Katze beim Ungatten auf dem Schoß sitzt. Und auch gekrault wird.
DAS geht ja mal gar nicht, wie soll man den dabei ein Auge zukriegen?
Was, wenn sie plötzlich Lust bekommt, selbst beim Ungatten zu liegen. Kommt zwar nie vor, wenn ich in der Nähe bin, aber es könnte ja vielleicht mal ?
Und stell' Dir mal vor, ich würde vor ihren Augen eine andere Katze schmusen. Als sie zu mir kam, war der Kater ja schon da, damit musste sie sich abfinden. Aber nun hat sie doch seit Ende Januar die Exklusivrechte an mir.
Hätt'ste das Gesicht gestern gesehen, als ich nach Hause kam, und nach fremden Katzenbabies gestunken habe!
Dabei hab' ich die Klamotten extra in der Garage ausgezogen - falls man doch mal Erreger da dran hat, damit man das nicht gleich einschleppt...

"Begeisterung" sieht jedenfalls anders aus.
Da soll mal lieber ab und zu Messerjocke-Blutsvente auf der Gartenmauer langkommen - wenn ihr das zu bunt wird, schmeißt ihn der Ungatte einfach wieder auf's Dach vom Gartenhaus, und der geht seiner Wege...

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ach ja ....der herr h......da hab ich ja natürlich nicht mehr dran gedacht,dass er sich nicht immer gentlemanlike seiner wg-bewohnerin gegenüber benommen hat.
stimmt schon,das wäre dann eine höhergradige katastrophe,wenn die frau f. da so nach monaten des einzelkatzen daseins wieder ein alphamännchen vor die nase gesetzt bekäme.

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das ist bei der Hundefraktion ähnlich zu sehen (jo, da gibt es andere Krankheitsbilder), aber die Option "Tierheim" ist immer die bessere...

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Ob "immer" weiß ich nicht, ich weiß nur, dass die da gestern alles ab der Größe eines Kalbes aufwärts hatten und ich hab' nicht eine richtige Promenadenmischung gesehen...

Ich staune aber immer wieder, wie Städter auf die Idee kommen, sich einen Rassewelpen zuzulegen und ein Jahr später erstaunt feststellen, dass eine Dogge ja wirklich ganz schön groß wird, ganz schön was wiegt und Probleme hat, dreimal am Tag drei Stockwerke im Treppenhaus hoch- und runter zu laufen...

Und es gibt auch bestimmt eine Reihe beschlagnahmter Hunde, die durch falsche Haltung "scharf" gemacht worden sind und einfach für immer gaga bleiben.
So einer ist halt nix, wenn man vier lärmende Kinder im Säuglings- bis Grundschulalter hat, da holt man vielleicht besser eine verschmuste 14jährige Dackeldame, die im Idealfall auch noch schwerhörig ist...

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Es ist wohl tatsächlich oft so, wie der Tierarzt sagte: Wenn sich ein Test als positiv herausstellt, hat das Tier geringe bis keine Vermittlungschancen. In den gerade zu dieser Jahreszeit eh schon überfüllten Tierheimen ein Problem. Aufgeklärt wird in dieser Richtung leider auch oft sehr wenig oder gar nicht. Bedenklich allerdings, wenn man den Eindruck bekommt, dass auch die Mitarbeiter nicht wirklich um die Risiken wissen..."Verdachtsfall" hiesse ja, dass bereits Symptome sichtbar sind, die Krankheit also evtl. schon ausgebrochen ist?

Und nein, man darf Tierheime nicht einfach so besuchen, die Gefahr, dass man sich verliebt, ist einfach viel zu hoch. :-)
Aber einer 14-jährigen Dame würde ich so eine Zusammenführung auch nicht mehr zumuten.

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Jetzt bezogen auf die Frau F. (die ist aber "erst" 13 *grins*), oder den Beispielsdackel?

Und: Ja, ich gebe Ihnen recht, daß so ein Tier schlecht bis gar nicht zu vermitteln ist, aber das entbindet einen ja nicht von der Verantwortung gegenüber den gesunden Tieren.
Und das ist ziemlich billig, wenn man einfach nach dem Motto "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" handelt, und halt gar nichts testet.

Auf der anderen Seite gibt es aber vielleicht auch Leute, die eine an einer der drei Krankheiten erkrankte Katze (oder als positiv diagnostiziert, aber nur Trägerin, die trotzdem von gesunden isoliert werden muss) schon haben. Dann kann man ja getrost noch eine mit der gleichen Krankheit dazu nehmen, oder?
Das ist doch besser, als eine gesunde dazu, die dann auch krank wird.

Und nochmal ja: "Verdachtsfall" heißt bei allen drei Erkrankungen eigentlich "...Monate"

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Oh je, das geht natürlich nicht, eine Dame einfach älter zu machen, als sie ist....;-)

Nein, die Verantwortung bleibt, das sehe ich genauso. Aber Nichtwissen ist eben oft einfacher, gerade auch, weil die Tests natürlich Geld kosten, das den Tierheimen oft nicht zur Verfügung steht. Und wenn man Interessenten auf die Möglichkeit der Tests hinweist, steht man schnell vor dem Dilemma, das Ihr Tierarzt ansprach.

Eine FeLV / FIV - Träger-Katze bewusst zu einer anderen vorhandenen Träger-Katze hinzuzunehmen, ist sicher eine sehr gute Möglichkeit, ja.
Bei FIP ist es ja so, dass der Auslöser-Virus erst mutieren muss, um die Krankheit vervorzurufen, jedoch recht viele Katzen bereits einmal mit dem nicht-mutierten Virus in Berührung gekommen sind, wenn ich das richtig im Kopf habe.

Das ist hier natürlich schon Katzen-Content deLuxe en detail...;)

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Das ist hier natürlich schon Katzen-Content deLuxe en detail...;)

Das ist ja hier ein "Landblog" - da mühen wir uns, auch ein gewisses Niveau zu halten wenn es um "das liebe Vieh" geht ;-)

...dafür sind wir dann weniger detailliert bei so nebensächlichen Themen wie Weltfrieden, Rassismus oder der Klimakatastrophe...

Wenn Sie wollen, können Sie mal dem FIP-Link im obigen Posting folgen (das ist zwar "nur" Wiki und keine Fachzeitschrift, aber ich gehe mal davon aus, dass das grob stimmt...) - demnach bricht FIP bei einem winzigen Prozentsatz trotz Mutation gar nicht aus, bei manchen Tieren aber wohl erst nach Jahren, also wie bei einer Zeitbombe.
Besonders anfällig sind wohl Katzen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren, anfälliger sind sind wohl Tiere mit Stress und/oder vorangegangener Darmerkrankung (Frau F. lässt grüßen - Sie können sich denken, dass ich gestern nach dem Besuch im Tierheim erstmal eine Art Heilige Waschung vollzogen habe und die Klamotten sofort in die Waschmaschine beförderte!).

Ja, tückisch, beträchtliche Dunkelziffer wegen Ähnlichkeit der Symptome mit anderen Erkrankungen (bis auf das Endstadium) und der Tierarzt sagte mir, der Test hätte eine Fehlerquote von 20%.
Ich sage mir aber: Lieber 80%ige Gewissheit, als 100%ige Ungewissheit.

Nicht ganz so stehen lassen, möchte ich diese Ihre Äußerung: "...gerade auch, weil die Tests natürlich Geld kosten, das den Tierheimen oft nicht zur Verfügung steht."

Also es ist schon "mutig" das Risiko, dass sich so eine Krankheit im Tierheim epidemisch ausbreitet, einzugehen.
Sollen sie doch 50 EUR auf die Schutzgebühr draufhauen.
Für einen Welpen vom Züchter zahlt man locker 250 Flocken.
Im Tierheim bekommen sie das Tier neben "entwurmt und geimpft" auch noch kastriert, tätowiert/gechipt, und (in guten Tierheimen) "Leukose negativ".
Da sag' ich jetzt einfach mal, dass einem das schon die größte Tierarztrennerei erspart. Ob ich jetzt 90 oder 140 EUR "Anschaffungspreis" habe, ist ja wohl, verglichen mit dem Aufwand, den eine Erkrankung bis zu ihrer tatsächlichen Feststellung habe, eher "peanuts".
Die Magen-Darm-Entzündung von Frau F. hat mich jetzt auch 150 EUR außer der Reihe "gekostet", da wird man ja wohl auch mal so viel für eine neue "all-inclusive-Katze" zahlen können...

Also ich würde das gerne bezahlen, wenn ich dafür weiß, sie hat's nicht.

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Ja, absolut, würde ich ebenfalls immer wieder so handhaben.
Aber wie gesagt: Mitunter fehlt Interessenten das Hintergrundwissen. Dazu kommt, dass manchmal die "Geiz-ist-geil"-Mentalität leider auch schon in diesem Bereich angekommen ist.

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Ich frag' mich, wann das im Bildungssektor ankommt.

Obwohl - ist wahrscheinlich schon...

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