Montag, 4. Juni 2007
Herrenbesuch
Letzten Sonntag, wir sitzen gerade beim späten Frühstück und Frau F. sitzt wie immer auf meiner Schulter, sehe ich draußen an der Terrassentür etwas "vorbeischlängeln".
Frau F. sah es auch, und stürzte sofort wagemutig zur Fliegentür.
Was da geschlängelt hatte, war ein Katzenschwanz.
"Ha!", dachte ich, "so geht's aber nicht, schließlich ist das Frau Fs. Garten - da könnt' ja jeder kommen, den Katz verjag' ich mal."
Ich also zur Tür 'raus, und das Katz nahm auch gleich Reißaus. Allerdings nur bis zum nächsten Rosenbusch, denn bekanntermaßen wird man vom Verfolger nicht gesehen, wenn man den Verfolger erstmal nicht mehr sieht.

Dann suchte das Katz verzweifelt nach einem Ausweg aus dem Garten: Der Bretterzaun war zu hoch, die Mauer auch, also stellte sich das Katz nach einiger Verfolgung mitten in den Garten und fing an zu weinen.
Wer jetzt denkt: Wie saudumm kann so ein Vieh eigentlich sein - das dachte ich auch zuerst. Am Gemaunze hörte der Kenner aber unschwer, daß es sich hier nicht "wirklich" um einen Kater (wie anfangs vermutet) handelt, sondern daß wir es hier mit bestenfalls einem Halbstarken, eher noch einem halben Kind zu tun haben.
Da saß er nun, mitten im Garten, ein rotes Dreieckstuch um den Hals, weshalb der Ungatte und ich ihn gleich "Messer-Jocke" getauft haben (dieser Knilch ist tatsächlich noch meilenweit von einem "Seeräuberhauptmann Fabian" entfernt...)
So.
Ich hab' den lamentierenden "Piraten in Not" dann unter den Arm gepackt, denn er machte mehrfach Anstalten, die Gartenmauer hochzuspringen (über die wohl 'runtergekommen war), was in Känguruh-Sprüngen auf der Stelle seinen artistischen Höhepunkt nahm und entweder ein Signal für "der Geist ist stark, aber mein Fleisch ist noch zu schwach" sein sollte, oder aber tatsächlich komplette körperliche Hilflosigkeit war, ich hab' ihn also unter den Arm gepackt, und auf den Komposter gesetzt, der ist etwa ein Meter zwanzig hoch, und vom Komposter sind es höchstens noch 50cm bis auf die Gartenmauer. Da ist er dann hochgehüpft und hat den Rückweg angetreten.
"Den sehen wir nicht wieder," teilte ich dem Ungatten mit.
Am Mittwoch traf ich ihn aber schon wieder, ein paar Häuser von meiner Bäckerei entfernt. Das sind ungefähr 550m Fußweg und ich weiß das deshalb, weil mein Fahrrad einen Tacho hat und hin- und zurück zur Bäckerei sind es 1,2km.
"Hallo Messerjocke", sagte ich, und als er meiner Gewahr wurde, machte er, daß er sich unter einem Auto versteckte.

Frau F. fand die Aktion weniger lustig: Bis Dienstag traute sie sich nicht mehr in den Garten - Kind hin oder her, der Kerl ist fast einen Kopf größer als sie.
Erschwerend kommt hinzu, daß Frau F. nicht nur ein veritables Burgfräulein erster Kajüte ist, sondern auch ein furchtbarer Hosenscheißer. Oder wie nennen Sie eine Abneigung gegen Kinder, Katzen, Hunde, Postboten, Besuch, Männer und "Fremde"?
Ab Mittwoch wurde der Garten vorsichtig zurückerobert. Am Samstag war alles wieder im Lot.

Und dann kam der gestrige Sonntag, und raten Sie mal, wer da "mal kurz vorbeischaute"...!



Herr Messerjocke hatte sich nämlich den netten Onkel gemerkt, der einen so lieb herzt, wenn man angstmaunzt, und auch die Tante, die für einen den Lift zum Komposter spielt, wenn man selber nicht hochkommt. Da von diesen Zweifüßen offensichtlich keinerlei Gefahr ausgeht, betrachtet sie unser Teencat nun als willkommene Abwechselung im sonntäglichen Einerlei.
Während der Ungatte Herrn Messerjocke nun im Garten streichelte (was dieser übrigens schon mit einem richtig erwachsenen Schnurren dankt - das ist, wie wenn sich 15jährige das erste mal rasieren...), kam ich vom Haus durch die Garage ins Freie - im Schlepptau: Frau F.
Die sah den Ungatten mit dem Messerjocke Duziduzi-Machen und platzte noch an Ort und Stelle vor Eifersucht.
Wie eine Furie stürzte sie sich auf den gestrandeten Piraten, um ihn für alle Zeiten zu vergraulen.
Leider kapierte der Gute überhaupt nicht, was die alte Schachtel von ihm wollte und drückte ihr, wohl aus Ratlosigkeit oder vor Überraschung, erstmal einen nassen Kuss auf die Nase.
Frau F. blieb angesichts solch zügelloser Rüpelhaftigkeit kurz das Herz stehen, dann trat sie im Eilgang (nicht mehr sehr damenhaft) den Rückzug in die Garage an.
Womit keiner gerechnet hatte: Messerjocke joggte treudoof hinterher (man merkt: Diese Katze saß noch nie mal wirklich in der Falle, denn normalerweise muss für ein Katzentier ja immer erstmal eine Fluchtmöglichkeit gesichert sein, aber Messerjocke ist eben Azubi und weiß das nicht.
Und dann saßen sie da: Messerjocke unter dem Auti vom Ungatten, Frau F. neben dem Auti. Und starrten sich durch die Felge an. Und irgendwann wurde es Frau F. zu bunt, und sie fing an zu drohbrummen und zu fauchen. Und was machen Teenager? Richtig - sie machen alles nach, was Erwachsene machen!
Ein Ausbund an gelungener Kommunikation war das nicht gerade, man merkte dafür aber deutlich, daß Frau F. wirklich sauer war, während der Messerjocke die Aktion offensichtlich für ein spannendes Spiel hielt.

In einer letzten Verzweiflungstat hob sie dann noch den Vorderfuß, um noch furchteinflössender zu wirken. Normalerweise hätte er als der jüngere sich dann auf den Rücken legen, oder den Rückwärtsgang einlegen müssen, aber auch das weiß er wohl nicht. Stattdessen machte er es sich erstmal unter dem Audi gemütlich: Vorderfüsse einrollen ("Ich bin total ungefährlich und gemütlich, aber weg bekommst Du mich hier nur mit dem Schneeschieber..."), mal bequem hinsetzen, Schwanz einrollen - wer weiß, wie lange das hier dauert...?!
Nun, keine Minute.
Derartige Penetranz, Ignoranz und Impertinez veranlassten Frau F. umgehend den Weg ins Innere der Burg zu suchen ("...wenn sich das erstmal 'rumspricht, mit wem ich hier zu tun hab, ist der gute Ruf des Russischen Adels* für immer ruiniert...") und da hockt sie jetzt seit gestern.
Wir wurden abgestraft, indem wir sie gestern nicht berühren durften.
Das geht heute schon wieder. Aber in den Garten und in die Garage geht sie nicht mehr. "Nie wieder...!"

Den Messerjocke hat der Ungatte dann noch ungefähr zwölf mal auf die Gartenmauer gesetzt. Und jedesmal kam er wieder 'runter - ist ja so nett bei uns und immer was los.





Vom Acker gemacht hat er sich erst, als wir uns im Haus "versteckt" haben.
Da ist er selber todesmutig die Gartenmauer hochgesprungen - musste aber, um ganz hochzukommen, gen Ende einen gewaltigen Klimmzug machen.


Zwei Dinge bereiten mir nun große Sorge: Der Messerjocke zog nach rechts ab. Rechts wohnt der Nachbar, der so gartenverrückt ist. Leider duldet der keine Tiere in der Natur, die machen nämlich alles kaputt.
Wenn sein Sohn zu Besuch kommt, wir der Hund stundenlang am Kirschbaum angebunden - damit er seine Nase nicht in die Blumen und Beete steckt. Und wenn er Elstern sieht, dann hat er immer eine sandgefüllte PET-Flasche zur Hand, die er ihnen nachwirft - den Katzen auch. Vor zwei Jahren hat er sozusagen im Wahn (denn wirklich nachgedacht kann er da nicht haben) die PET-Flasche zu uns auf's Grundstück geworfen, wo ich gerade in der Hocke gärtnerte und wohl deshalb noch am Leben bin, denn die Flasche flog etwa 2cm an meinem Kopf vorbei und zerschlug einen Rolladen.
Im Moment ist dieser Nachbar in Urlaub, aber danach...?
Der Messerjocke ist ja das geborene Opfer für den, so zutraulich, wie der ist...

Die zweite Sorge bezieht sich auf den nächsten Sonntag. Aber das wird man einfach abwarten müssen...





* Frau F. gehört zu der Rasse "Russisch Blau" und das etwas Etepetete-Wesen ist bei denen so, man hat immer das Gefühl, die Katze bedenkt bei allem was sie tut ihren Stammbaum, kannste nix machen...Dafür sind das ganz furchtbar Liebe und Friedliche...

Schmeils Tierkunde
... guten Rat geben

 
hach, ein spannender Bericht, werde ungeduldig auf die Fortsetzung warten ... ich wette, dass Messerjocke irgendwann das Etepete- Herz erobert ... da zahlt sich ignorante Langatmigkeitkeit gewiß aus.

Was ich mit Ihrem Nachbarn anstellen würde, erzähle ich lieber nicht, habe ja eine gute Erziehung genossen ... ah, und dazu: Oder wie nennen Sie eine Abneigung gegen Kinder, Katzen, Hunde, Postboten, Besuch, Männer und "Fremde"? kann ich nur sagen ... das nennt sich dann Missy ! :-) :-)

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Ach, das ist auch so 'ne Schnepfe?! ;-)

Das mit dem Nachbarn, das sagt sich so leicht "ich würde..." - aber das will wohl überlegt sein, ob Sie in so einer Strasse in so einem Kuhdorf echt den 30jährigen Krieg starten wollen.
Der Ungatte ist das noch sehr viel mehr als ich auf "nur nicht anecken..." - aber wenn ich sehe, daß er dem Messerjocke was tut, behaupte ich frech, daß das meiner ist.

Das wird er sich überlegen - denn wenn er in Urlaub ist, dann kann er ja den Garten nicht bewachen. Und das Haus. Und vielleicht nie mehr unseren Stellplatz für seinen Besuch benutzen. Und so.

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*(Missy die Ohren zuhaltend)* nein, keine Schnepfe .. halt einfach ... sehr individuell ... :-)

Klar, damit haben Sie recht,im habe noch nie in einem Kuhdorf gelebt,da muß man dann wohl diplomatischer sein und über den "Wollen wir mal ganz vernünftig und ruhig miteinander reden, denn ich verstehe Sie ja auch gut mit Ihrem geleckten Garten" - Modus funktioniert es wohl auch nicht ... vielleicht sollten sie zuvor im Dorf die Flaschen aufkaufen, dass er nicht mehr werfen kann ...

Schwierige Situation mit so einer Nachbarschaft ...

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Äh...ja.
Und "höhere Diplomatie" funktioniert ja nicht bei Garten-FaschistenFetischisten.
Das Problem ist: Der Nachbar ist leider noch rüstig genug, um in sein Auto zu steigen und im Nachbarort Flaschen zu kaufen. Oder vielleicht finge er dann an, mit alten Bügeleisen zu werfen, wer weiß...Diese Generation hat ja über Jahrzehnte alles aufgehoben...
Meine finanziellen Mittel werden wohl kaum ausreichen, um sämtliche PET-Gebinde im Kraichgau aufzukaufen, ich werde mich wohl auf die Lauer legen, und ihn in flagranti erwischen müssen.
Ich könnte ja versuchen, mit dem Gemeindeblatt zu drohen - auffallen will hier seltsamerweise niemand, das wird als äußerst peinlich empfunden...

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Der Messerjocke ist ja wirklich fatal gutgläubig und zutraulich. Fast könnte einem so viel Naivität leid tun!

Und er ist so ein gewöhnlicher kleiner Landkater, nur durch den einen lustigen weißen Kringel am Schwanz von hunderttausend anderen kleinen getigerten Landkatern zu unterscheiden. Strunzgewöhlich, wie ein Bauernjunge, der Samstags zur Disco fährt.

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... aber dennoch niedlich und liebenswert! :o)

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Ja sehr niedlich! Auch ein Durschnittskatz kann niedlich sein - und vor allen Dingen der weiße Kringel am Schwanzende, das hat was Unverwechselbares...

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Der wird Frau F. bestimmt noch für sich einnehmen, ich finde ihn ja herzerwärmend... :-)
Reizenden Nachbarn haben Sie sich da an Land gezogen.

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So einen greinenden Getigerten hatte ich auch mal. Wie der Herr, so's Gescherr.

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Mehrere dieser Viecher ziehen zu jeder Tages- und Nachtzeit über meine selbst gebastelte Bangkirai-Terasse und glotzen bei mir durch die Scheibe ins Wohnzimmer.

Das alles würde ich klaglos ertragen.

Der Knüller ist nur, wenn die sich dann auf der Terasse schlägern. Entweder untereinander oder mit den Mardern. Nachts. Großes Kino.

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Oh das kenne ich. Geräusche, die einen an den Weltuntergang glauben lassen...

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@kid37

Wie der Herr, so's Gscherr
Was heißt das also, wenn man zum einen einen rotgetigerten Größenwahnsinnigen hat(te), der alles was sich bewegte, zerfleischte und zum anderen so ein Burgfräulein? Gespaltene Persönlichkeit? Hekyll & Jyde? Eine von mir beiden hat's ja schon immer gewusst... ;-)

@Gorillaschnitzel

Und? Viele tote Marder morgens? Meistens erwischt es ja nur die ganz uralten... Normalerweise behalten die Katzen nach solchen Begegnungen immer irgendwelche Narben auf der Nase!
Und ja: "Großes Kino", bzw. "Großes Hörspiel"...

@all
Also ein wenig bin ich ja schon in den Messerjocke verschossen. Ich hatte mal eine, die genauso getigert war, allerdings mit der Figur eines Rugby-Eis. Das war gegenüber anderen Katzen auch eine Bestie - aber mich liebte die inbrünstig... Die sprang frei vom Schrank in meine Arme, wenn ich rief:"Komm' in meine Arme, Schätzchen" - da würde Frau F. nur fragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.

@sethos
Ja, der Messerjocke hat was von diesen Bauernlümmeln, die sich samstags nach der Disco am einzigen Baum auf 5km kerzengerader Strecke totfahren. Aber Hand auf's Herz: Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?
Und "fast schon mitleiderregend naiv" trifft es ziemlich genau, und man möchte nicht, daß jemand diese fröhliche Naivität zerstört, weil ihn das so liebenswert macht, wie er da breitbeinig wie Django durch den Rasen schnurrend auf einen zumoppert - wer kann da schon widerstehen?
(ja, Frau F., die widersteht da locker - die findet den Messerjocke in etwa so toll, wie ich die 15jährigen Landrowdys auf ihren frisierten Rollern, die freitags abends 47mal bei uns die Straße 'runterdüsen ("meiner fährt 35 - Waaahn-sinn!"), nur um Krach zu machen...)

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Er hat ja echt schon was Knuffiges, so stämmig und muskulös und kompakt. Ganz anders als etwa mein langer, heftiger, elegant springender Schlangenkatz, und der ist auch von Haus aus ein Pferdestall-Lümmel.

Ich könnte ihm auch nicht widerstehen, aber ich glaube, mein Kater würde ihn verhauen. Oder es zumindest versuchen. Bislang hat er praktisch nur den Plüschtiger verhauen.

P.S.: Der Nazgul wundert sich, wieso Frau F. nicht eigentlich Frau von F. heißt, bei all dem Adel?

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So weit kommt's noch.
Wahrscheinlich "Frau Prof. Dr. von F."

Das darf ich nicht laut vorlesen, ich hab' das Gefühl, sie steht auf Titel...


Und in der Einschätzung kann man ganz schön daneben liegen. Ich dachte auch immer, Herr H. vertrimmt alles, was sich regt. Aber als Frau F. bei uns eingezogen ist, war er ganz erstaunlich sanft und lieb - und sie war die fauchende Giftspritze.
Letzendlich hat's dann wieder gestimmt, schließlich war nach einem halben Jahr sein liebstes Spiel Mach-mir-die-Gazelle-ich-fress'-Dich.
Andere Katzen, die hier zufällig wie der Messerjocke vorbei mussten, haben sich im Gebüsch versteckt, bis Herr H. nicht mehr im Garten zu sehen war.
Dann kamen sie ganz schnell die Mauer entlang geflitzt, und so schnell wie möglich wieder weg.
War eine nicht schnell genug weg, und wir haben ihn darauf aufmerksam gemacht, dass da wer über seine Mauer marschiert, hat er demonstrativ in die andere Richtung geschaut.
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
So kann man Konflikte auch lösen... ;-)

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Die arme Frau von F. dagegen, die muß sich die aufdringliche Anwesenheit von irgendeinem halbstarken Messerjocke gefallen lassen, denn man ist ja Dame und wehrt sich nicht selbst. Interessant.

Mein halbstarker Lucifer sitzt immer and der Wohnungstür, wenn irgend ein Geräusch im Treppenhaus ist, und jammert, er müsse unbedingt gucken, was da los ist. Nur mag ich ihn jetzt gerade nicht rauslassen, weil er neulich schon das Katzerl von oben arg belästigt hat, und sehr bald kastriert werden muß, und bis dahin ist er halt arg grenzlastig halbstark. Ich finde, wir brauchen keine kätzischen Vaterschaftsklagen.

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Ist das Katzerl denn nicht kastriert?

Und Frau von F. schläft abends nicht mehr. Sie muss immerzu aus dem Fenster sehen, ob auch ja der Jocke nicht naht.

Gestern ist sie schon in ihrer Kemenate im Keller gewesen (wo sie schläft), und der Ungatte ist nochmal in seinen Keller gegangen (in die Werkstatt) und schreit auf einmal "Petersilie - draußen schreit 'ne Katz - schau mal, ob das der Jocke ist", denn aus der Werkstatt klang es, als ob dieser schreiende Katz direkt im Hof vor dem Werkstattfenster sitzt. Ich also 'runtergedüst, da seh' ich ihn schon auf der Mauer stehen. "Hallo Jocke!" 'ruf' ich, und da legt er die Ohren an, und duckt sich.
Hä?, denk' ich, was'n jetzt kaputt?
Und merk' auf einmal, dass er sein Halstuch heute nicht an hat. Und auch seinen weißen Schwanzkringel (danke an dieser Stelle für Ihren Hinweis, wär' mir ohne Sie gar nicht aufgefallen...) hatte er gar nicht an, sondern im Gegenteil ein auffallend dicke, schwarze Schwanzspitze. Und gewachsen war er auch...
Und als ich auf ihn zu bin, ist er Holterdipolter, in Nachbars (den ungefährlichen, zur linken) Garten abgezwitschert, wo eine Amsel bereits lautstark Alarm schrie.
Und wenige Minute später muß er auf wen getroffen sein, der älter und alteingesessener war. Es klang zumindest gefährlich, ich nehme mal an das war "Charlie Brown" oder den "Gartenhaus-Joe".

Eine Viertelstunde später kam der Ungatte aus der Werkstatt:"Und? War's der Messerjocke?"
"Nee, das war Blut-Svente."

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Das Katzerl ist schon kastriert, klar ist sie das! Wäre ja sonst potentiell verheerend, das Geschrei, und der ständige fremde Katerbesuch, und sie büxt ja auch mal aus und wird Stunden später im Keller der Metropoliten wiedergefunden.-

Aber trotzdem muß sie nicht unbedingt vom Lucifer belästigt werden, oder? Auch ohne potentielle Vaterschaftsklagen ist das nicht so klasse - weniger für die Viecher, mehr für den allgemeinen Haussegen mit der Besitzerin des Katzerls. Die kann etwas eigen sein.

Messerjocke und Blut-Svente - das wird ja immer spannender. Ich harre freudig der Fortsetzung.

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Ja, also von Messerjocke bisher keine Spur mehr.

Aber Blut-Svente, der kommt unter der Woche jeden Abend zwischen 20 Uhr 45 und 21 Uhr 15 auf der Gartenmauer vorbei.
Dann sieht er mich, tut, als ob er sich furchtbar erschrickt, wendet, macht ein schönes großes Pipiparfüm in den Fliederstrauch, den die Nachbarin letztes Jahr da so schepp an den Hang gepflanzt hat, und düst wieder ab.

Frau (von) F. will davon natürlicht ü-ber-haupt nichts wissen, muss aber in jüngster Zeit pünktlich um 20 Uhr 20 spätestens auf die Terrasse.
Ich muss natürlich mit, man könnte ja überfallen werden...
Und dann sitz' ich da, und sie sitzt auf meinem Schoß, und irgendwann machen die Amseln im Kirschbaum links von mir aus gesehen ein Mordsgeschrei, und dann weiß ich, dass er da schon irgendwo lautlos durch's Gebüsch tapert.
Frau F. bemüht sich schnell um eine möglichst teilnahmslose Miene, feilt kaut furchtbar beschäftigt ihre Fingernägel Krallen und trägt blasiertes Gehabe zur Schau (Motto: Kannst Du lange warten, ich schau' nicht zur Gartenmauer...)

Sobald der Blut-Svente wieder weg ist, bläst sie zum Aufbrauch, es wird ja abends doch urplötzlich kühl, und auf der Couch vor der Glotze sitzt katz bequemer...

Die letzen Tage war es sehr regnerisch, da hat sie gewartet da war sie gaaaanz zufällig auf der Terrasse, und wenn er dann bis 21 Uhr 28 nicht kam schlumpfte sie irgendwie beleidigt nach Drinnen.
13 Minuten kann man sich ja mal verspäten, aber zu doll sollte man den Kerlen wohl nicht hinterherrennen, und dem guten Ruf zuliebe zieht sich die Madame dann zurück.
Allerdings nicht ohne bis 22 Uhr 20 alle fünf Minuten zur Terrasse 'rauszustarren. Sie hat ja wichtigeres zu tun.

Irgendwie sind Katzen genau wie alle Leute, oder?

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Das ist ein sehr schöner Bericht! Frau (von) F., die feine Dame, die natürlich niemals das geringste interesse and zufällig vorbeikommenden jungen Piraten zeigen würde, das wäre ja peinlich.

Nein, Frau von F. würde das bestimmt genau umgekehr erklären: weil sie jeden Abend auf der Terasse die Abendluft zu genießen pflegt, kommt Blutsvente vorbei und macht ihr seine Aufwartung, ordentlich und pünktlich, wie sich das gehört.-

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Korrekt.
Aber gestern musste er wohl seine Zweifüße bewachen, es geht immer nur "unter der Woche" - vielleicht ist er auch verheiratet, wer weiß...

Und Messerjocke kommt gar nicht mehr.
Ich fürchte, der ist unter die Räder gekommen...

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Oooch, armer Messerjocke! Wäre schade. Ist ein knuffiger Katz, der mich an jemanden erinnert - er ist wirklich wie dieser Mensch, nur halt als Kater.

Und die Wege und Zeitpläne der Katzen sind unergründlich. Manchmal haben sie es richtig eilig, und sie wandern wichtig die Straße entland wie Manager, die zum Meeting zu spät kommen.

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Gerade eben (pünktlich!) war einer da - und wissen Sie was? Ich glaube Messerjocke = Blutsvente...

Ist so 'ne Vermutung, ich bin nicht ganz sicher und ich denke er ist so scheu, weil der Sumach im Garten der Nachbarin mittlerweile so tief über unsere Gartenmauer hängt, dass der "Fluchtweg" da aussieht wie abgeschnitten.

Also undurchdringlich. Der weiß ja nicht, dass er die Äste da locker zur Seite biegen kann und dass die ganz leicht nachgeben, der sieht nur dichtes Dickicht.

Und Frau von F. ...

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Messerjocke = Blutsvente?
Und was ist mit dem weißen oder schwarzen Kringel um den Schwanz? Und damit, daß der eine nur Sonntags kam, der andere dafür unter der Woche abends?

Ein Kater mit gespaltener Persönlichkeit etwa? Ui, wie interessant!

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Also der gestern Abend, an den bin ich ziemlich nah 'rangetreten, und vom Gesicht würde ich sagen: Messerjocke.
Aber das fehlende weiße Kringelein im Schwanz!

Nun haben wir das aber nur vom Foto, und ich vermute, daß man den Kringel nur sieht, wenn der Katz den Schwanz beim Wedeln genau da knickt.

Heute Abend, hab' ich den Ungatten instruiert, muß er mal mit nach draußen hocken und dann soll er mal gucken, wer das denn nun ist. Gestern ist der Ungatte nämlich unter der Dusche "versumpft", obwohl ich geschrien habe, daß die Amsel schon schreit - aber versuchen Sie mal das unendliche Beautyprogramm eines Mannes zu unterbrechen, wenn es mal angelaufen ist...

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Rasieren und so weiter dauert halt! Und wenn man es nicht macht, sieht man schon am nächsten Tag leicht verkommen aus. Natürlich ist 'leicht verkommen' manchmal auch Absicht, und einfacher ist es auch.-

Na, auf jeden Fall, wenn es der selbe Katz wäre, der nur Sonntags ein Halstuch trägt und per Schwanzwedeln zwischen schwarzen und weißen Kringeln alternieren kann, das wäre natürlich interessant und würde einiges erklären. Schade, daß Sie nicht Frau von F. fragen können; die weiß es.

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Die hat im Moment andere Sorgen:

Mittels dieses tollen Antibiotikum-Depots, das sie da vor 14 Tagen gespritzt bekam, wurde nämlich ihr kompletter Magen-Darm-Trakt zerschossen.

Nun hat sie schon 3 Tage nichts mehr Nennenswertes gefressen, und das was sie gefressen hat, hat sie auch alles wieder ausgekotzt.

Also wir heute nochmal in die Klink, ich hatte ja die Befürchtung, dass da ein Haarboppel einen Magenverschluss verursacht hat, aber nun ist es "nur" eine Entzündung des Magens und des Darms.

Jetzt braucht sie Diätfutter (hab' ich ihr vorhin gekocht) und Magenpillen.

Klasse, oder?

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Och, die Arme!
Die kann einem wirklich leid tun. Vor allen Dingen, weils nicht hätte sein müssen.

Mir zerschießen Antibiotika auch immer den Magen-Darm-Trakt, und die Darmflora wandert empört aus. Dann gibt man eben ein sanfteres, und/oder füllt Darmflora mit einer Pille nach. Daß das aber auch bei Katzen so ist, das war mir neu.

Naja, Katzen sind auch nur Leute. Dann gute Besserung an Frau von F.!

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