Dienstag, 21. November 2006
Attestiertes Schmusen
Also wir haben jetzt ultimativ die Krätze - und zwar alle beide, der Ungatte und ich.
Nach eindrücklichen zweiwöchigen Schimpfkanonaden habe ich ihn dann gestern zur Frau Dokter, die gar kein Dokter ist, gezerrt.
Allein der Aufenthalt im Wartezimmer wäre einen weiteren Bericht über den sprachlichen Verfall der Jugend wert - aber das wann später.
Äh ja. Irgendwann wurden wir dann aufgerufen. Der Ungatte ins Behandlungszimmer rechts, ich links rein. Zu mir kam die Frau Dokter zuerst. Es gab die übliche Antibiotika-Palette, paar Tropfen und noch so Zeug, mal Husten, mal Ahhhhh machen. Fertig.
Dann entschwand die Frau Dokter in das Zimmer mit dem Ungatten.
Irgendwann kam der auch wieder raus, ab ins Auto, schnell zur Apotheke, dann noch schnell zu 'nem Kollegen: Krankmeldung vorbeibringen.
Auf der Fahrt lacht der Ungatte plötzlich, und sagt: "Des hab' ich Dir ja noch gar nicht erzählt: Ich sitz' da in dem Zimmer, die Pauline ist bei Dir drin, und auf dem Utah läuft der Bildschirmschoner - immer dieses komische "Windows"-Gewackel. Da hab ich der Maus mal einen Schubser gegeben, dasses aufhört. Und auf einmal: blubbblubbblubb - kommt da das ganze Zeug zu meinem Namen, Fahrgestelldaten und so weiter. Und ich les da so, lauter Nummern und Krankheiten, und ganz unten war ein Kästel, und da stand drin: "Nächster Termin 20.11.06, 20 Uhr" dann isses eine Zeile unten drunter kleiner geschrieben weitergegangen, und da steht der Vermerk: "Schmust Frau Petersilie."
So. Wortwörtlich."

Jetzt hätten wir das ja auch mal schwarz auf weiß und sogar ärztlich attestiert...

Herbarium - seltsame Pflanzen
... guten Rat geben

 
Das' ja süß! Hihi...

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Quiek....
... ist das reizend. Bei meinen Patienten habe ich das (leider?) nicht machen können. Die waren meist recht "unschmusig" - und ehrlich gesagt lege ich gerade bei denen keinen gesteigerten Wert darauf. Noch nicht einmal auf´s Wissen....;-))

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diese Ärztin hätte ich dann ja auch gerne... wenn gerade kein Ungatte zur Hand ist, übernimmt dann die Ärztin das Schmusen? :-)

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Das glaub' ich eher nicht - die ist immer so beschäftigt. Manchmal sieht man sie mit ihrem MX-5 und dem "Notarzt"-Schild vorbeiflitzen - vor allem im Sommer, wenn's sehr heiß wird und die alten Leute reihenweise umkippen.
Der Anblick von der mobilen Frau Dokter ist immer 'nen Lacher wert, weil sie selbst größentechnisch sehr gut in diese fliegende Untertasse passt, ihre Arzthelferinnen aber alle über einsachtundsiebzig groß sind. Die hocken dann mit dem Notarztkoffer auf dem Beifahrersitz - den Kopf zwischen den Knien, während sie bequem noch ein Hütchen aufziehen könnte, ohne sich die Birne am Autohimmel zu stoßen.
Heute früh war ich nochmal dort, weil ich noch'n Rezept brauchte.
Ich bin mitten in einen familiären Plausch hereingeplatz, denn morgens von 7.30 - 8.00 Uhr hockt das ganze Wartezimmer voller Insulin-Junkies (da holen sich die Rentner ihren täglichen Schuß ab). Die Sprechstundenhilfe hat mich gebeten, kurz im Wartezimmer Platz zu nehmen, ich geh' rein, sag':"Mor'n", und automatisch verstummt jedes Gespräch in dieser intimen 20köpfigen Runde.
Unter 66 hast Du dort um die Uhrzeit einfach nix verloren, und das ganze Krampfadergeschwader guckt Dich an, wie den Fuchs im Hühnerstall.
Weil es plötzlich so still war, im Wartezimmer, hat die Frau Dokter mal im Vorbeilaufen 'nen Blick ins Wartezimmer geworfen. Sie erscheint in der Tür, und aus zwanzig gesangsvereingeschulten Kehlen tönt es: "Mor'jen!", sie guckt, sieht mich, stutzt und sagt:"Was machen Sie denn hier? - Komm'se gleich mal mit...", und wie ich hinter ihr hertapse, geht auch schon das fröhliche Geschnatter wieder los...

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Großartig. Sie sollten Bücher schreiben. So wie "Der Doktor und das liebe Vieh", nur eben ohne das Vieh. :-)

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Das Vieh sollte nicht so schamlos missachtet werden, liebe Miss Schlüssi. Das Buch tät ich übrigens gerne lesen, evtl. veröffentlichen Sie dazu noch eine passende Kommentarversion, diese sind bei Ihnen nämlich nicht zu verachten.

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Ich glaube das wird nix, mit nem ganzen Buch - dafür bin ich einfach nicht oft genug krank.
Und das Vieh hat ja in meinem Blog eine eigene Abteilung, bitteschön.
@Bufflon
Hab' ich das richtig verstanden, daß Frau Schlüsselkind mein Buch kommentieren sollte?

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Nee, Sie sollten Ihr Buch selbst noch einmal kommentieren. Ich mag das, wenn jemand sich die Mühe macht, solch langen und inhaltsvollen Kommentare wie Sie zu schreiben. Da hab ich mich wohl ein wenig missverständlich ausgedrückt.

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Heute ist wohl der Tag der missverständlichen Kommentare. ;-) Natürlich sollen Sie nicht nur über Ihre Arztbesuche schreiben, sondern über "Ihr" Landleben insgesamt. Und natürlich, lieber Büffel, missachte ich Tiere überhaupt nicht, weder zwei- noch vierbeinige. Nunja, bei sechs- bis achtbeinigen wird es etwas schwieriger...

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das liegt...
...nicht an Ihnen, sondern an mir.
Also eigentlich auch nicht an mir selbst, sondern an den Medikamenten.
Da hab' ich gelesen, daß Halluzinationen zwar selten, aber doch schon mal vorkommen.
Und wahrscheinlich auch temporäre Verblödung (Ich hoffe zumindest, daß das wieder weg geht!).

@Frau Schlüsselkind:
Mit den Mehralsvierfüßlern habbichs ja auch gar nicht.
Das treibt meinen Ungatten stets zu derben Scherzen.

@Herr Bufflon
(Herr ist doch richtig, oder?)
Ausgesprochen schmeichelhaft, Ihr Lob :-)))
Normalerweise müßte ich jetzt schamhaft erröten, oder understatement heucheln. Ich laß' es mir aber einfach mal 'runtergehen wie Öl, und bedanke mich recht herzlich für die Blumen.

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Herr, ja, Herr. Gern geschehen. Ein bisschen Kuscheln gehört ja dazu und es war sogar ehrlich gemeint.

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Ach - ehrlich war es auch noch?
Lassen Sie sich das nicht zur Angewohnheit werden - mit Ehrlichkeit bringen Sie es heute nicht weit.
Ehrlich.

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Es ist schon Angewohnheit und hat bisher eher weniger geschadet. Und es ist fast so einfach, wie nett zu sein. Gestern meinte eine Kollegin zu mir: "Dafür, dass Sie aus Berlin sind, sind sie ganz schön nett." Ich hoffe, das war ehrlich gemeint.

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naja, da wäre ich jetzt vorsichtig.
Sie sagte ja einleitend:"Dafür daß Sie aus Berlin sind..."
Das ist, wie wenn ich sage: "Für einen Wiener ist er höflich..." (hierzulande heißt das schlicht "unverschämt...").
An Ihrer Stelle würd' ich nochmal nachhaken, wie sie das gemeint hat. Aber ehrlich klingt es allemal.

Und wenn Sie es sich schon angewöhnt haben, kann man wohl nix mehr machen...

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