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Dienstag, 6. Mai 2008
Vierling mit Samenbank
petersilie, 13:49h
Seit Äonen plage ich den Ungatten, weil ich unbedingt sehr gerne einen Apfelbaum will im Garten haben möchte.
Bisher war er der Ansicht, dass so'n Ding zu gross wird und zuviel Arbeit macht (weil man da immer aussen 'rum mähen muss) und dass wir den eigentlich eher nicht brauchen.
Nun konnte ich aber nachweisen, dass man außer Braeburn und Gala so gut wie keine roten Äpfel bei uns bekommt - und das seit über einem Jahr "protokolliert". Das zählt zumindest mal als Argument.
Mir steht der Sinn zudem eher nach was Altmodischem (ich weiss überhaupt nicht, wozu man das Rad ständig neu erfinden muss): Boskoop oder Roter Berlepsch wären in Ordnung, aber am allerliebsten wäre mir ein Cox Orange.
Nun führte uns unser vorgestriger Sonntagsspaziergang gaanz zuufällig in eine riesengroße Baumschule / Gärtnerei (da kann man sonntags 'rumspazieren).
Der Ungatte verliebte sich sogleich unsterblich in einen Schlitzahorn. Ein Blick auf das Preisschild (Stückpreis 6.800,- EUR), lies die neue Liebe dann schlagartig um einige Grad abkühlen.
In der Obstabteilung geriet ich dann ins Schwärmen: So'n Apfelbaum ist eben nicht nur nützlich, der sieht auch noch schön aus, vor allem wenn er blüht.
Lediglich die Endgröße schreckte den Ungatten, und in dem Wirrwarr von "Busch", "Halbstamm" oder "Hochstamm" fanden wir uns nicht wirklich zurecht.
Der Ungatte entdeckte aber dafür was anderes: Eine Stachelbeere am Stiel, also nicht als Busch, sondern als Hochstämmchen veredelt. Kann man gut drumrum mähen, und man muss sich zum Ernten nicht bücken. Da meine Stachelbeere vom Vorjahr leider ex gegangen ist, beschloss der Ungatte sofort, dass ich so eine haben müsse.
Wir also gestern nochmal da hin.
Als erstes gab's eine Hängekätzchenweide, weil die letzte irgendwie "eingetrocknet" ist.
Auch das winzigste Exemplar eines Schlitzahorns (kaum grösser als ein Bonsai) kostete immer noch um die 90 EUR, also wurde dieses Projekt erstmal vertagt.
Ein Stachelbeestamm war auch schnell gefunden, und so stand nur noch der Cox aus.
Eine nette junge Damen beriet uns in puncto Höhe: Was wir suchten, sei ein Halbstamm. Da ist die Veredelungsstelle so ca. 60 cm über dem Boden, und der ganze Baum wird nicht höher als 3 Meter. Es sei denn, man bremst ihn vorher, dann bleibt er natürlich niedriger.
"Bremst ihn???"
"Ja, klar. Sie befestigen am Haupttrieb eine Schnur und biegen den mittels der Schnur zur Seite bzw. runter, dann bleibt er stehen, das heisst, er hört ab der Höhe auf zu wachsen."
Man lernt ja nie aus, also dunken der Ungatte und ich erstaunt.
"Und an welche Befruchtersorte haben Sie gedacht? Oder haben Sie schon einen Apfelbaum?"
"Be--- was?!"
"Ja, Apfelbäume sind steril, die können sich nicht selbst befruchten. Sie brauchen also einen Apfelbaum irgendwo in der Nähe, von einer anderen Sorte, sonst bekommen Sie keine Äpfel!"
(Was erklärt, warum seinerzeit mein Zwergapfel "Delgrina" in fünf Jahren einen einzigen Apfel hervorbrachte. Für Innenstadtverhältnisse grenzt das botanisch wahrscheinlich sogar an ein halbes Wunder...)
Der Ungatte nimmt sofort Abstand vom Cox: Einen Apfelbaum hätte er sich ja noch gefallen lassen, dass er jetzt aber noch einen zweiten anschaffen soll, damit es dann auch Äpfel gibt, das geht ihm zu weit.
Die junge Dame schlägt einen Zierapfel als Zweitapfel vor, aber selbst das ist ihm zu viel.
Jetzt tut es mir erst recht leid, dass die Nachbarin ihren uralten Apfelbaum letztes Jahr umgenietet hat.
"Was ist denn das, mit der Befruchtersorte?", will ich wissen.
Ich bekomme erklärt, dass es Apfelsorten gibt, die ungefähr zur gleichen Zeit blühen. Diese dienen dann gegenseitig als "Befruchtersorten", denn es nutzt ja der schönste Pollen nichts, wenn die eine Sorte erst dann blüht, während die andere schon verblüht ist, und die Fruchtbarkeitsperiode damit über die Wupper.
Sehr interessant, das alles.
"Und ein Mirabellenbaum geht nicht als Befruchter? Oder ein Birnbaum? Oder eine Kirsche? Es gibt auch Zwetschgen in den Nachbargärten!", reklamiere ich hoffnungsvoll.
Njet, sagt die nette Dame, "Apfel nur mit Apfel!"
Ich will schon enttäuscht und ohne Apfelbaum den Rückzug antreten.
Und da sehe ich ihn: Einen Vierling. Das sind vier Apfelsorten, auf einen Stamm veredelt.
"Was ist das denn für'n Scherz?" frage ich.
"Das ist total irre!" findet die Gartenfee. "Diese vier Sorten sind alle ähnlich vom Geschmack und von der Blüte- und Reifezeit. Und befruchten sich natürlich dadurch gegenseitig."
"Der hat also eine integrierte Samenbank?" frage ich erstaunt.
Das trifft's genau, versichert die Gartenfee amüsiert.
"Und was sind das für Sorten?" will der Ungatte wissen.
Die Gartenfee studiert das Etikett: (wir haben beide andere Pflanzen im Arm) "Schau' mer mal: Alkmene, Roter Jonathan, Roter James Grieve und Cox Orange!"
...muss ich noch was dazusagen?
Bisher war er der Ansicht, dass so'n Ding zu gross wird und zuviel Arbeit macht (weil man da immer aussen 'rum mähen muss) und dass wir den eigentlich eher nicht brauchen.
Nun konnte ich aber nachweisen, dass man außer Braeburn und Gala so gut wie keine roten Äpfel bei uns bekommt - und das seit über einem Jahr "protokolliert". Das zählt zumindest mal als Argument.
Mir steht der Sinn zudem eher nach was Altmodischem (ich weiss überhaupt nicht, wozu man das Rad ständig neu erfinden muss): Boskoop oder Roter Berlepsch wären in Ordnung, aber am allerliebsten wäre mir ein Cox Orange.
Nun führte uns unser vorgestriger Sonntagsspaziergang gaanz zuufällig in eine riesengroße Baumschule / Gärtnerei (da kann man sonntags 'rumspazieren).
Der Ungatte verliebte sich sogleich unsterblich in einen Schlitzahorn. Ein Blick auf das Preisschild (Stückpreis 6.800,- EUR), lies die neue Liebe dann schlagartig um einige Grad abkühlen.
In der Obstabteilung geriet ich dann ins Schwärmen: So'n Apfelbaum ist eben nicht nur nützlich, der sieht auch noch schön aus, vor allem wenn er blüht.
Lediglich die Endgröße schreckte den Ungatten, und in dem Wirrwarr von "Busch", "Halbstamm" oder "Hochstamm" fanden wir uns nicht wirklich zurecht.
Der Ungatte entdeckte aber dafür was anderes: Eine Stachelbeere am Stiel, also nicht als Busch, sondern als Hochstämmchen veredelt. Kann man gut drumrum mähen, und man muss sich zum Ernten nicht bücken. Da meine Stachelbeere vom Vorjahr leider ex gegangen ist, beschloss der Ungatte sofort, dass ich so eine haben müsse.
Wir also gestern nochmal da hin.
Als erstes gab's eine Hängekätzchenweide, weil die letzte irgendwie "eingetrocknet" ist.
Auch das winzigste Exemplar eines Schlitzahorns (kaum grösser als ein Bonsai) kostete immer noch um die 90 EUR, also wurde dieses Projekt erstmal vertagt.
Ein Stachelbeestamm war auch schnell gefunden, und so stand nur noch der Cox aus.
Eine nette junge Damen beriet uns in puncto Höhe: Was wir suchten, sei ein Halbstamm. Da ist die Veredelungsstelle so ca. 60 cm über dem Boden, und der ganze Baum wird nicht höher als 3 Meter. Es sei denn, man bremst ihn vorher, dann bleibt er natürlich niedriger.
"Bremst ihn???"
"Ja, klar. Sie befestigen am Haupttrieb eine Schnur und biegen den mittels der Schnur zur Seite bzw. runter, dann bleibt er stehen, das heisst, er hört ab der Höhe auf zu wachsen."
Man lernt ja nie aus, also dunken der Ungatte und ich erstaunt.
"Und an welche Befruchtersorte haben Sie gedacht? Oder haben Sie schon einen Apfelbaum?"
"Be--- was?!"
"Ja, Apfelbäume sind steril, die können sich nicht selbst befruchten. Sie brauchen also einen Apfelbaum irgendwo in der Nähe, von einer anderen Sorte, sonst bekommen Sie keine Äpfel!"
(Was erklärt, warum seinerzeit mein Zwergapfel "Delgrina" in fünf Jahren einen einzigen Apfel hervorbrachte. Für Innenstadtverhältnisse grenzt das botanisch wahrscheinlich sogar an ein halbes Wunder...)
Der Ungatte nimmt sofort Abstand vom Cox: Einen Apfelbaum hätte er sich ja noch gefallen lassen, dass er jetzt aber noch einen zweiten anschaffen soll, damit es dann auch Äpfel gibt, das geht ihm zu weit.
Die junge Dame schlägt einen Zierapfel als Zweitapfel vor, aber selbst das ist ihm zu viel.
Jetzt tut es mir erst recht leid, dass die Nachbarin ihren uralten Apfelbaum letztes Jahr umgenietet hat.
"Was ist denn das, mit der Befruchtersorte?", will ich wissen.
Ich bekomme erklärt, dass es Apfelsorten gibt, die ungefähr zur gleichen Zeit blühen. Diese dienen dann gegenseitig als "Befruchtersorten", denn es nutzt ja der schönste Pollen nichts, wenn die eine Sorte erst dann blüht, während die andere schon verblüht ist, und die Fruchtbarkeitsperiode damit über die Wupper.
Sehr interessant, das alles.
"Und ein Mirabellenbaum geht nicht als Befruchter? Oder ein Birnbaum? Oder eine Kirsche? Es gibt auch Zwetschgen in den Nachbargärten!", reklamiere ich hoffnungsvoll.
Njet, sagt die nette Dame, "Apfel nur mit Apfel!"
Ich will schon enttäuscht und ohne Apfelbaum den Rückzug antreten.
Und da sehe ich ihn: Einen Vierling. Das sind vier Apfelsorten, auf einen Stamm veredelt.
"Was ist das denn für'n Scherz?" frage ich.
"Das ist total irre!" findet die Gartenfee. "Diese vier Sorten sind alle ähnlich vom Geschmack und von der Blüte- und Reifezeit. Und befruchten sich natürlich dadurch gegenseitig."
"Der hat also eine integrierte Samenbank?" frage ich erstaunt.
Das trifft's genau, versichert die Gartenfee amüsiert.
"Und was sind das für Sorten?" will der Ungatte wissen.
Die Gartenfee studiert das Etikett: (wir haben beide andere Pflanzen im Arm) "Schau' mer mal: Alkmene, Roter Jonathan, Roter James Grieve und Cox Orange!"
...muss ich noch was dazusagen?
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