Montag, 16. Juli 2007
Frau F. ergibt sich
Die Hitzewelle ist übermächtig!


Schmeils Tierkunde
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Atemberaubend...
[Für alle die später dazugeschaltet haben: Seit Wochen sucht der Unschwager eine Katze. Der folgende Bericht behandelt das Thema: Kandidatin Zwo.]

... war dieser Besuch, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Bei 32°C kamen der Unschwager und ich am Samstag Mittag zur verabredeten Zeit im hintersten Odenwald an.

Groß war meine Überraschung.
Ersten weil das Haus in einer fast unbefahrbaren Sackgasse sich befand, zweitens weil es sehr viel Tore und Treppen zu überwinden galt, bis man überhaupt mal vor dem eigentlichen Haus stand, drittens weil die Dame sich so langsam bewegte, dass man sich fragte, ob vierundzwanzig Stunden wohl ausreichen, dass sie es an einem Tag einmal rein und einmal raus aus dem Haus schafft.

Schön auch der erste Händedruck. Feucht und so schlapp, als bekäme man eine tote Maus in die Hand gedrückt.
So langsam wie die Person sich bewegt, so langsam spricht und denkt sie wohl auch - dabei so leise und verhuscht, als stünde die Stasi hinter ihr.

Wir kam also in das Haus rein und liefen...gegen eine Wand! Und zwar eine Wand aus Gestank.
Das Haus stank erbärmlich nach Katzenpisse.
Nun werden Sie vielleicht sagen: Wer zur Katze geht, darf den Urin nicht fürchten. Wir reden hier nicht von dem "Geruch", der erzeugt wird, wenn eine Katze das Klo heimsucht. Wir reden auch nicht von dem "bisschen streng", das einem unterkommt, wenn man in einem Zoo das Raubtierhaus besucht.
Ich bin wirklich nicht sehr zimperlich, ich bin im Urlaub schon eine ganze Nacht aufgeblieben, um bei der Geburt von einem Kälbchen zu helfen, im Kuhstall, logisch, wo es auch nach Kühen riecht - ich finde das sogar bis zu einem gewissen Grad einen heimeligen Geruch, wenn man nicht gerade bis zum Knie in der Jauche steht.
Pferd, finde ich kann gar nicht stinken, das "duftet" immer, "Schweinestall" erfordert bei mir zwei bis drei Minuten der Gewöhnung, aber auch das stört mich danach nicht mehr, die Begeisterung für Schweine überwiegt da einfach. Etwas ätzend, im wahrsten Sinne, finde ich mancherlei Vogeldung, zum Beispiel von Truthähnen, aber das am Samstag..., also das am Samstag...also das....!!!!
(Wenn Sie das lieber nicht so genau wissen wollen, dann lesen Sie nach den Sternchen weiter)

Wir kommen in einen Flur, da stinkt's bereits nach Katzenpisse, aber heftig. Mitten im Flur steht ein Katzenkorb, darin eine Perserkatze.
Wir werden ein Stockwerk hoch geleitet.
Auf einem Treppenabsatz stehen vier Kratzbäume, darauf sich etwa acht oder neun Katzen tummeln. Sehr nette Katzen, teilweise, aber es stinkt zum Gotterbarmen.
Es stinkt so sehr, dass ich einmal, als ich Luft hole (obwohl ich die ganze Zeit versuche, ganz flach zu atmen) ein minutenlanges Brennen in der Lunge verspüre - und Sie dürfen mir glauben, dass meine Lunge einiges gewöhnt ist - von Tabak über Kunstharz-Karosserielacke über Dämpfe scharfer und schärfster Lösungsmittel, aber das hat meine Lunge dann doch fast umgehauen.

****
Es kamen nun immer mehr Katzen, bis sich etwa so achtzehn Stück auf drei Quadratmetern versammelt hatten, die uns wahlweise anstarrten, anschmusten, anbettelten oder anflehten, sie mitzunehmen.
Nun hat eine Katze ja noch einen viel empfindlicheren Riecher, als der Mensch.
Wussten Sie, dass man einer Katze, wenn man sie mit der Nase in ihr Pipi drückt, die Nasenschleimhaut irreversibel verätzen kann, weil bereits die Dämpfe von Katzenpipi hochgradig aggressiv sind?
Es soll Menschen geben, die so etwas tun. Ist nicht gut. Ist, als ob man sich eine schnupfengepeinigte Nase viermal täglich inwendig mit Sambal Oelek ausreibt. Sollte jeder, der das mit 'ner Katze macht, mal ausprobieren, bei sich - nur um das einmal nachzufühlen.

Die erste Katze, die ich sah, hatte ganz "rotvertränte" Augen - eben so, wie Katzenschnupfen typischerweise aussieht, falls das wem was sagt.
Als die Dame mitbekam, dass ich den Unschwager mit "Fass' die nicht an, die ist krank!" vom Streicheln abhielt, erklärte sie gleich, diese und noch zwei andere hätten plötzlich eine "Allergie" bekommen.
Ah, jetzt, ja - eine Allergie, also!
(Sorry, aber einen Katzenschnupfen erkenn' ich nach über dreißig Jahren Katze.)

Von einer Treppe, die nach oben führte, kamen nun ständig noch neue Katzen 'runter, an die zwanzig hatten wir bereits gesehen, aber nirgends eine Spur von der fraglichen welchen.
"Ja", sagte das Getüm, "ich hab' Ihnen ja gesagt, dass sie scheu ist."
Darauf ich: "Wir würden sie trotzdem mal gerne sehen, bevor wir sie nehmen" (wozu sind wir eigentlich über sechzig Kilometer weit gefahren?!), darauf Sie: "Dann hol' ich se halt mal."
Während sie weg war, einigten der Unschwager und ich uns auf "kurz anschauen und nichts wie weg", da wir mittlerweile beide kurz vor 'ner Ohnmacht standen.

Überall am Putz in dem Treppenhaus Flecke von Katzenpisse, als ich mich so umsah, und (wer dieses blog aufmerksam liest, weiß, dass ich alles gebe um keine Fenster putzen zu müssen, aber diese Fenster....,diese Fenster..., die waren Minimum zwölf Jahre nicht geputzt, echt jetzt. Hat natürlich bei 32°C im Sommer den Vorteil, dass man nicht extra eine Markise anschaffen muss, damit nicht soviel Tageslicht ins Haus dringt...)

Irgendwann kam sie mit "dem Kätzchen" - ein Riesentrümmer von etwa 8kg, feuerrot, und nicht "scheu", sondern "panisch".
Die Katze kratzte, ruderte um sich, riss die Augen auf, als wolle man ihr das Fell abziehen, während eine andere bereits (nur zur Illustration, wie bedrohlich ich generell auf Katzen wirke) zum zweiten mal zum Sprung auf meine Schulter ansetzte (offensichtlich hat da mal vor Jahren wer ein nur für Katzen sichtbares Schild mit der Aufschrift "Sit down, be comfy" angebracht).
Jedenfalls war jene welche Katze offensichtlich illiterat, sah oder verstand das Schild nicht und wollte nur weg.
Wir hatten sie ganze sechs Sekunden zu Gesicht bekommen - bisschen kurz, um sich für die nächsten zwölf Jahre festzulegen, finde ich.

Es kamen immer mehr und immer noch mehr Katzen von überall, und so langsam bekam ich einen Zorn, weil die Dame immer mehr auspackte - alles Dinge, die sie mir weder per Elektrobrief noch am Telefon gesagt hatte, obwohl ich gefragt hatte.

"Diese Katze ist nämlich ein bisschen scheu."
Das heißt im Klartext: Sie kommt nur nachts zum fressen 'raus, ansonsten versteckt sie sich vor Menschen.
Streicheln?! Ja also vielleicht in ein paar Monaten...
Ja - die war schonmal vermittelt, aber da hat sie sich nicht eingelebt. Nach zwei Monaten.
Sie, die Dame, hat diese Katze "gezüchtet" und dann "vermittelt" und dann wollten sie die Leute nicht mehr.
Jetzt hat sie sie wieder.
Wie lange war die denn bei den Leuten?
Och, so zwei Jahre.
Aha. Und seit wann haben Sie sie wieder? Och, so seit neun Monaten. Aha.
(Und da "vermittelt" sie sie erst jetzt weiter???)
Ich frage nach einer anderen Kätzin, die sehr nett aussieht und die im Eck sitzt.
Ja, was mit der wird, weiß die Dame noch nicht, denn die hat sie erst seit kurzem und "aus dem Ausland" und jetzt halt weder geimpft oder kastriert oder auf Krankheiten untersucht.
Aha. Seit wann ist die denn hier?
Och, so vier Monate.
(Ja - da denkt sie wahrscheinlich im Augenblick noch nach...)
Die, die, die, der und der und diese sind auch "aus dem Ausland" - es sind hauptsächlich die "Allergiker" unter den ausgedeuteten...(später merke ich bei näherer Betrachtung, dass diese welche Interessante auch allergisch ist, nur in einem frühen Stadium...)
Und was tun Sie, damit sich in Ihrem Bestand keine Krankheiten, Leukose und so, ausbreiten?
Sie: "Da hätte man ja nach vier Monaten was gemerkt."
Ich: "Nee, hätte man nicht, Sie, als "Züchterin", wissen schon, das das manchmal zehn Jahre dauert, bis das ausbricht, oder?!"
Sie: Schweigen. Offenbar denkt sie nach. Das kann dauern...
Ich: Und dann ist es ja zu spät, wenn man's merkt. Dann hat die Katze ja schon alle anderen angesteckt. Lauter Todgeweihte - sehr hübsch...
Gerade denke ich jetzt ist es Zeit, zum Punkt zu kommen, da sagt der Unschwager: Ohne Test (FIV, FIP, Leukose) nimmt er sie nicht, weil er ja auch immer meine Katze im Urlaub hütet, und ich seine, und wir wollen keine Seuchen. Basta.
Hmm, sagt sie, das ist aber Stress für die Katze, das Blutabnehmen.
Hmm, sag' ich, und wenn wir die Katze mitnehmen, zum Tierarzt bringen, testen lassen, sie krank ist, und ihnen wieder zurückbringen (denn Sie müssten uns dann schriftlich versichern, dass die Katze frei von den drei Erkrankungen ist, andernfalls wir ein Rückgaberecht und Anspruch auf "Geld zurück" haben), dann ist das ja Stress hoch drei für die Katze, oder?!
Hmm. Na gut.
Dem Unschwager fällt jetzt gerade ein, dass er morgen noch eine andere Katze angucken geht. Er meldet sich am Sonntag, und sagt der Dame, ob er die sechs-Sekunden-Katze nimmt.

Alles sehr dubios, ich überlege, ob ich da mal den Tierschutzverein vorbeischicke.
Noch Fragen?!

Schmeils Tierkunde
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