Mittwoch, 5. Januar 2011
Die Unschwester
Als ich klein war, war sie meine große Schwester. Biologisch ist sie eher eine Unschwester, allerdings verbindet uns letztendlich doch eine ganze Menge Biologie.
Dann haben wir uns mal kurz dreißig Jahre lang aus den Augen verloren, bzw. man hatte dafür gesorgt, dass wir uns aus den Augen verloren. Wobei „man“ gleichzusetzen ist mit „Frau“. Unglücklicherweise ging der ganze Aus-den-Augen-Verlust mit einem männlichen Massensterben in unserer Sippe einher.

Durch das böse Internet haben wir uns nun wieder.
Weihnachten 2009 standen wir uns (also quasi so als erwachsene Menschenweiber) erstmalig gegenüber, 2010 haben wir zusammen unseren 88sten Geburtstag gefeiert, was nahe liegt, da wir nur einen Tag auseinander sind und man da tolle 3-Tages-hinein-und-herausfeier-Marathons machen kann, und diese Weihnachten, also neulich letzthin, da konnten wir sogar einen Tag zusammen feiern.

Sie ist der ganze Rest meiner „Blutsverwandschaft“, oder eher: Die einzige, die sich noch für mich interessiert, und/oder die es wert ist – in unserer Sippe ist das alles etwas schräg und diffizil gelagert, nähere Erläuterungen würden an dieser Stelle aber zu weit führen und den geneigten Leser nur unnötig verwirren.

Es ist unsagbar schön, mit der Unschwester stundenlang zu telefonieren (thanx God for the flatrate !!!), und es ist richtig jeck, wenn ich was eklig finde, sie „igitt“ sagen zu hören, bevor ich noch meinen Senf dazu abgegeben haben, oder ich finde was ganz toll, und sie sagt so schön "Schööööön!".

In den entscheidenden Fragen des Lebens sind wir definitiv aus dem selben Holz geschnitzt; erstaunlich finde ich, dass wir so einen ähnlichen Geschmack haben, wo wir ja gar nicht zusammen aufgewachsen sind, und auch nicht dicht beieinander. Wir haben dazu noch ähnlich gelagerte Interessen, und bis jetzt gab’s für mich an ihr noch nie was, wo ich gesagt hätte „geht gar nicht“ – im Gegentum.
Erstaunlich parallel hat uns auch das Schicksal gebeutelt, immer etwa zur selben Zeit, nur an verschiedenen Orten.
Sowas ist dann wohl auch genetisch?

Jedenfalls hab’ ich sie dolle, dolle lieb.

Interessant (und etwas irritierend) ist, wie die Umwelt auf „uns“ reagiert, nämlich eher abweisend. Eine erfrischende Ausnahme ist Lederhosen-Horst, aber der ist sowieso in vielerlei Hinsicht eine erfrischende Ausnahme und wird deshalb demnächst separat hier besprochen.

Jedenfalls ist mir das am Arsch ein Gänseblümel, was andere „darüber“ so denken, nur seltsam, dass diverse soziale Umfelder auf "Glück" derart negativ reagieren können.
Ich werde sie jedenfalls keine dreißig Jahre mehr aus den Augen verlieren, und wenn’s nach mir geht, kann Weihnachten demnächst mal so `ne Art Familienfest werden.

Prost Neujahr!

Lauter Verwandte und Bekannte
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