Mittwoch, 30. April 2008
Tanzbein
Der Ungatte ist ja ein eingeschworener Feier-, Tanz- und Frohsinns-Muffel.
Wenn Sie dem vier Jahre Einzelhaft in Alcatraz oder vier Wochen auf der Aida oder vier Weinfeste in der Pfalz in Folge von vier Wochenenden zur Auswahl geben, nimmt er Alcatraz - vermutlich mit dem Kommentar: "Gottseidank war keine Fassenacht und kein Oktoberfest dabei!"

Die Engländer nennen sowas unsocial, und ich glaube auf Deutsch nennt man es "deutsch", oder zumindest "preußisch"...

Für mich ist Walpurgis ja das zweite Sylvester im Jahr - wer da daheim bleibt, der frißt auch kleine Kinder, oder hat zumindest eine Stefan-Mross-CD in der Schrankwand.

Der Ungatte findet, zum Tanz in den Mai gehen nur Untersechzehnjährige - und er muss es ja wissen, er war schließlich noch nie da.
Ich ihmzuliebe und mirzuleide die letzten vier Jahre auch nicht.
Er hat es bisher auch so hingekriegt, dass er da immer Spätschicht hatte, also erst gegen 23 Uhr heim kam, und dann "lohnte sich" das ja auch nicht mehr (ich persönlich habe ja eine andere Auffassung von "sich lohnen", aber es klingt zumindest besser als "kein Bock", da geb' ich ihm Recht).

Exkurs:
Gleich neben LeDof liegt LaKleinstadt und daneben liegt (unter anderem) "LeAnderesDorf-LeGanzAnderesDorf" (seit der Gemeindereform heißen die ja alle mit Bindestrich...) und dort wohnt der Unschwager.
[Exkurs fertich.]

Nun hat in LaKleinstadt vor ein paar Monaten ein ganz altbackenes Wirtshaus neu eröffnet - ein bisschen im Lounge-Stil, mit großem Raucherbereich, riesigem Außenbereich und die Räumlichkeiten sind so à la "alte Fabrik".
Der Unschwager und ich finden das herrlich - durch die Mitte des Raumes geht eine Art Bar, an der man von beiden Seiten (sich gegenüber) Platz nehmen kann (also mehr so "Hochtische"), und da können wir stundenlang sitzen und über den Chic der eintreffenden und das-Lokal-wieder-verlassenden Landpomeranzen, jung-dynamischen Frühsechzigern, SLK- und Porschefahrern, Sekretärinnen und Pfarrgemeinderäten lästern debattieren.
Und dann liegt das auch noch so praktisch auf halber Strecke zwischen LeDorf und LeAnderesDorf-LeGanzAnderesDorf.

Der Ungatte findet den Laden schlicht "furchtbar": Einrichtung, Tapete, Akustik, Musik, Preise - einfach alles. Ach so, die Bedienung, die sind auch "furchtbar". Und die Cheffs da drin, denn der eine hat eine ganz verbotene Brille (das hätte ich schier vergessen!), dass er eigentlich dafür verhauen gehört.
Der Unschwager findet die Bedienungen größtenteils süß, was ich wiederum süß finde...

Leider muss der Ungatte heute wieder spät arbeiten, es "lohnt" sich also mal wieder nicht, mit mir zum Tanz in den Mai zu gehen (puh - hat der ein Glück gehabt!), aber der Unschwager muss nur bis 17 Uhr.
Da hab' ich vorhin mal angefragt, wie's so steht, mit Lust zum Weggehen, und der Unschwager sprach: "Nichts lieber als das!", und wusste auch gleich, dass in LaLieblingskneip' heute der Rauchersalon komplett leer geräumt wird, und dass da ein Plattenaufleger ein Musikprogramm machen wird, mit "discoartigem Tanz" - denn heute tanze man ja eigentlich nicht mehr.

Oh Freude!
Frau Petersilie wird die Waden und das Haupthaar schütteln, nach all den Jahren des Verzichts!

Mist - ich hätte mich vorher bei Herrn und Frau Cabman über die aktuellen Gepflogenheiten auf deutschen Tanzböden informieren sollen, der hatte da mal was drüber gebloggt, was ich auf die Schnelle jetzt nicht mehr finde, und ich meine mich zu erinnern, dass die auch in Sachen "Dancing Dorfs of Deutschland" recht weitgereist und erfahren sind, aber sei's drum, ich werd' mich schon zurechtfinden - ich find' mich ja sonst auch überall zurecht.

Was zieh' ich bloß an?
Ach, vielleicht den maigrünen Pulli?!

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Samstag, 29. Dezember 2007
Banane
Der Friseur hat mir gezeigt, wie ich für das Jahresendevent die Haare zu einer "Banane" einschlage.

Leider vergaß er zu erwähnen, dass man dazu Augen im Hinterkopf und drei Hände braucht.

Grmpf - vielleicht fang' ich besser Montag um 12 mit dieser Frickelei an - schließlich soll ich um 19 Uhr fertig sein...

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Dienstag, 24. Juli 2007
Ein Stern geht unter
Anje schreibt:
Und für diese Zielgruppe wiederum machen die männlichen Köche das ganz perfekt, denn wer in diese Restaurants geht, der will ja keine Nahrung zu sich nehmen, das ist den meisten Gästen dieser Etablissements schon aus Diätgründen untersagt, der will nur zeigen, dass er es sich leisten kann, in solche Restaurants zu gehen.
Eigentlich wollte ich erst morgen eine Nachlese machen, denn wir sind heute Abend eingeladen.
Gottseidank konnte ich Schlimmes und Schlimmstes-tes verhindern. Die Personen, die uns da einladen, meinen es nämlich besonders gut mit uns (und das Gegenteil von "gut" ist bekanntlich "gut gemeint"...), und Gottseidank habe ich dieses Sterne-NobelbumsEtablissement vorab gegoogelt, und da stand die Speisekarte.

Da kostet ein "Essen" aus drei Gängen schlappe 60 EUR, aber zu Essen ist da nichts bei. Das besteht aus kalter Gurkensuppe mit Muscheln und irgendwelchem Aspikglibber und alles ist nicht "mit" irgendwas, sondern "an"...

Als ich da gesehen habe, hab' ich nochmal angerufen, und gefragt, ob's nicht etwas bodenständiger sein darf. Ich weiß, dass man das normal nicht macht, aber hinterher sitzt jeder verkrampft 'rum, für'n Arsch voll Geld, und es ist bloss "naja..." gewesen.

Jetzt geht's stattdessen in ein Weingut.
Mit Steaks und Lammcarrée.

Ich freu' mich!

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Samstag, 31. März 2007
Doppelter Windsor
40jährige Jubiläen gibt's ja nicht oft, sondern nur alle vierzig Jahre. Bei Dienstjubiläen ist die Gefahr, daß sich die 40 wiederholt noch geringer - obwohl eine bunte Gazette gestern oder vorgestern titelte, daß wir alle bald 120 würden, oder so ähnlich, also ganz aus der Welt ist das nicht, mit der Wiederholung.

Nun findet also morgen an meiner ehemaligen Stätte des Wirkens eine Matinée mit offenem Ende statt, "ganz kleiner Bahnhof", nur 50 handverlesene Gäste, die auch wirklich etwas mit diesem hart arbeitenden "Jubilator" verbindet, und ich wurde mithandeverlesen, mit dem ausdrücklich erbetenen Ungatten.

Als der Ungatte "Anzug und Krawatte" hörte, bahnten sich schon vor drei Wochen für den morgigen Vormittag gewaltige Bauchschmerzen an, und die ersten Tage dachte er, ich mache Witze bezüglich der Kleiderordnung.
Als nächstes stellte er fest, daß der letzte traurige Anlass, zu dem er einen Anzug gebraucht hatte, schon Konfektionsgrößen her war, da war er nämlich "stabiler", und außerdem trägt man keine auberginefarbenen Fräckchen zu sowas, es sei denn, man will den Aufenthalt gestalten, indem man den Knallschnaps oder die Amusegeulchen herumreicht.
Eine Krawatte besitzt der Mensch auch nicht, dafür einen Propeller, der glücklicherweise gar nicht erst gesucht wird.

Also habe ich ihn letzte Woche zum Herrenausstatter geschleift. Es gibt nur einen nennenswerten, den, bei dem schon mein Herr Großpapa die Kittel bezog, und alles andere ist Zeitverschwendung.
Der Ungatte wollte das nicht glauben, ihm schwante schon eine (Tor-)Tour-de-Herrenabteilung und er wähnte sich schon genötigt nach gescheiterten Versuchen bis Mannheim fahren zu müssen.
Ich redete ihm gut zu, denn schließlich habe ich den Unschwager vor zwei Jahren auch Ratzfatz bei dem Herrenausstatter dreiteilig ausgestattet, als der so eine dreitägige Achgottsindwirwichtiggeschichte in Berlin zu absolvieren hatte.
Und wir kamen, und in der Ungattengröße gab's nur einen kompletten dunklen Anzug, mehr brauchte es aber auch gar nicht, denn der sitzt wie angegossen, und wenn sie noch zehn andere gehabt hätten, hätte ich trotzdem für den plädiert. Und nicht ein Fitzelchen ist zu kurz oder zu weit oder zu lang, der Mann ist sowas von durch und durch Konfektionsgröße 46, wie ich mal durch und durch 34 war (bis irgendwelche Schlaumeier die Größe 32 erfunden haben, denn seit es 32 gibt, sind die Teile, in denen 34 steht, plötzlich so groß, wie früher die Teile, in denen 36 oder 38 stand).

Den richtigen Schlips hatte ich auch mit einem Griff, wir haben zwar hinterher noch ca. 45 andere ausprobiert, aber der erste war der beste.
Und der Ungatte sieht zum schmelzen aus, in dem Anzug - schade, daß er keine Anzüge mag, denn diese Sorte Karneval mach' ich von Zeit zu Zeit ganz gerne mit - wahrscheinlich ist das meine dramatische Ader, die da durchbricht.
Aber ich gerate ins Faseln...

Wir brauchen also morgen diesen Schlips um den Hals vom Ungatten.
Wie gesagt, von uns beiden bin ich der Schlipsträger. Leider habe ich die Angewohnheit, meine Krawatten mit einfachem Windsor zu binden, das sitzt der Knoten dann halt leicht schief, ist aber dafür klein. Der Ungatte kann das gleich gar nicht, und jetzt hab' ich mir den Doppelknoten nochmal vom Herrenausstatter zeigen lassen und hoffe, daß ich den morgen hinbekomme. Wenn nicht, muß er mit "einfachem" gehen.

Was mich betrifft, so weiß ich tatsächlich jetzt schon, was ich anzuziehen gedenke: Da hab' ich morgen dann besser Gelegenheit, mir wie üblich alles noch dreimal anders zu überlegen. Was mich dann in Zeitnot bringt. Weshalb ich immer zu spät komme. Und mir Notlügen ausdenken muß, über den Straßenverkehr.
Das ist sehr praktisch. Denn früher wohnte ich sowas von zentral, daß ich immer überall zu Fuß hinging, und da hilft es nicht, wenn man Baustellen erfindet. Eigentlich weiß sowieso jeder, der mich kennt, daß bei mir immer alles auf den letzten Drücker passiert. Ich sollte also gelassener sein - zumal man mir Besserung attestiert hat.

Obwohl ich zwar das Haus niemalsnicht ungeschminkt verlasse (vor allem und wenn's "nur" zum Bäcker ist, einzige Ausnahme: Zum Holzmachen, in den Wald), benutze ich nie bunten Fingernagellack. Also im Sommer, auf die Füsse schon mal. Aber nicht auf die Hände.
Leider habe ich nun alles andere als "tolle" Fingernägel, die meinen spalten sich nämlich in Schichten. Und da ist mir neulich zwischen die Nagelschichten von der Flüssigkeit mit dem Bremsstaub drin geflossen, als ich die Winterreifen saubergemacht habe. Und jetzt sehen die Nägel etwas schmutzig aus, ein bisschen sieht man's noch, und weil ich teilweise die obere Schicht Nagel abgepfriemelt habe, um den Dreck da rauszubekommen, sind die Nägel (zumindest neun davon) jetzt irgendwie...hm..."zerfleddert".
Also hab' ich mir heute einen bunten Nagellack gekauft, in der Hoffnung, daß das dann nicht so auffällt, denn ich kann ja mit solchen Flossen nicht in die Häppchen fassen - die Leute wissen ja nicht, daß das Bremsstaub ist, und wenn man es ihnen sagen würde, dann könnten sie nichts damit anfangen, weil das nämlich lauter Dichter, Denker, Mimen, Anwälte, Tänzerinnen, Maler und Photographen aus der Stadt sind, die kennen Anouilh, aber keinen Bremsstaub (weshalb der Ungatte nicht ganz zu Unrecht fürchtet, daß man da morgen kein vernünftiges Gespräch führen kann, denn der Ungatte kennt wiederum Anouilh nicht...)

Jedenfalls hab' ich die Pauline in der Drogerie mit so tollen Ansagen wie "ich suche einen bunten Nagellack, deckend" und "ja, schon bunt, aber nicht zuuu bunt" und "ja, rot geht auch, aber bitte nicht so ein nuttiges" genervt. Die war so glücklich, daß sie mich wieder loswurde, daß sie mir gleich drei so Probetütchen extra mit in die Tüte geschmissen hat.
Und nachdem ich mir heute früh schon die Haare gekurt habe (Ich hab' die Haare schön, ich hab' die Haare schön...), steht jetzt nur noch das Nägellackieren an.

Und dann gibt's noch die Schuhfrage.
Fünf Paar haben es in die engere Auswahl geschafft, ich bin stolz auf mich, sonst bleiben immer mindestens acht Paar übrig.

Da:



und es zeichnet sich bereits ab, daß es wohl diese



werden, denn diese



finde ich fast etwas zu gewagt und eher was für den Abend, und der Ungatte mag die Fellwapuschel nicht, während diese



zwar optimal aussehen und für den Anlass gerade recht wären, bloß, die drücken etwas, das ist also nicht wirklich was, für 'ne Stehparty..., und diese



wäre zwar optisch und bequemlich meine Favoriten, aber leider überrage ich in denen den Ungatten.

Ich kann's mir ja heute Nacht noch paarmal hin und her überlegen.


Kostümzwang
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